Zahmer, zahnloser Journalismus, der den Zuseher unbefriedigt zurück lässt. Eigentlich hat dieses Gespräch den Namen Interview gar nicht verdient. Das kann ich mit sehr gutem Gewissen behaupten, da ich dreißig Jahre in dem Metier tätig bin. Mittlerweile muss man sich für sehr viele "Berufskollegen" schämen.
Aber der Reihe nach: Ein Bericht über die neuen Bodycams für ÖBB Bedienstete - eine gute Sache. Dazu im heute-mittag-Studio der Pressesprecher der ÖBB Roman Hahslinger; Martin Ferdiny führte das Interview.
Hahslinger hatte auch gleich die passenden Zahlen, die belegen, dass so eine Bodycam durchaus notwendig ist. Zahlen, die tatsächlich aufhorchen lassen, die erschreckend sind: Im Vorjahr steigerte sich die Zahl der Angriffe auf Sicherheitspersonal von 15 auf 76, auf Zugbegleiter von 106 auf 164.
Die Aussage des Moderators bezüglich diese Zahlen: "Also hat sich da doch einiges getan..." Ja, es scheint sich tatsächlich "einiges getan" zu haben.
Was ist da 2016 mit den Österreichern passiert? Warum sind wir plötzlich so aggressiv geworden? Lag's am Wetter? Gab's zu viel Föhn? Was war da im Jahr 2016? Irgendein Zusammenhang zu finden, mit irgendeinem Ereignis aus diesem oder dem Vorjahr?
Warum recherchiert das ORF-Team das nicht? Warum fragt der Moderator den Pressesprecher nicht, ob er eine Ahnung hat, was da passiert ist? Würden eventuell die Fahrgäste eine Antwort wissen? Irgendwer muss doch da Auskunft geben können ...
Möglicherweise will man das aber seitens der "Journalisten" im ORF gar nicht so genau wissen. Eines sollten sich diese Medienleute jedoch merken: Ein guter Journalist darf nie Angst vor den Ergebnissen einer Recherche haben. Ein guter Journalist.
Nur so am Rande:
Sehr besorgt zeigte sich Martin Ferdiny über den Datenschutz der Gefilmten und er fragte auch sofort nach, wie lange die Daten dieser Menschen gespeichert werden. Man merkt also, was dem Moderator wirklich wichtig ist.
Ich muss gestehen, dass ich mich tatsächlich nicht mehr daran erinnern kann, wann ich das letzte Mal in einem Zug gesessen bin (Vom Autofahren lasse ich mich auch durch die rot-grüne Vermiesungstaktik nicht abbringen). Es sind auf jeden Fall etliche Jährchen und auch bei noch so angestrengtem Nachdenken kann ich mich nicht erinnern, Sicherheitspersonal gesehen zu haben.
Das brauchte man damals einfach nicht, es genügten die Schaffner, um uns Österreicher bei der Zugfahrt zu begleiten ...