Die Talk-Sendung des Staatsfunks war diesmal als öffentliche Hinrichtung - als eine Art Fernseh-Standgericht - geplant. Angeklagt war Flora Petrik, Chefin der aufsässigen Jungen Grünen. Ihr Vergehen: Sie hat am Sessel von Eva Glawischnig gesägt und die Grünen zur Unzeit in eine Krise gestürzt.
So etwas darf nicht ungestraft bleiben, weshalb sich der der Haus- und Hofsender der Grünen als mediale Plattform für dieses politische Schmierentheater zur Verfügung gestellt hat. Auch deshalb, weil der ORF an einer möglichst stimmenstarken grünen Partei interessiert ist. Schließlich setzen sich die Grünen seit langem für einen möglichst starken und gut finanzierten Staatsfunk ein. Es ist eine gut funktionierende politmediale Symbiose.
Neben Eva Glawischnig auf Seiten der Ankläger der schon etwa tattrige Anton Pelinka und der „Wut“-PR-Berater Rudolf Fußi. Drei alte Polit-Profis gegen ein junges Mädel. Erbärmlich. Das Trio wollte Petrik öffentlichkeitswirksam demontieren. Die Rolle das Bad Cops durfte Herr Fußi übernehmen, Glawischnig gab die gütig-verzeihende grüne Obermutti, die hart in der Sache ist, und Pelinka versuchte mehr schlecht als recht, den neutralen Experten zu mimen. Fußi ging in seiner Bad-Cop-Rolle so sehr auf, dass er seine Aggressionen gegen Petrik kaum noch unter Kontrolle halten konnte. Was Petrik beim TV-Publikum wohl viele Sympathiepunkte eingebracht hat. Fußi versuchte sie permanent einzuschüchtern, was ihm jedoch gründlich misslang.
Die junge Dame hatte zwar inhaltlich nicht viel zu bieten, blieb aber trotz der permanenten Attacken von gleich drei Seiten extrem ruhig und überlegt. Besonders amüsant war es, wenn sie die oberlehrerhaften Angriffe Fußis ins Leere laufen ließ, indem sie den „angry white man“ an ihrer Seite einfach ignorierte. Die Jungpolitikerin erwies sich als zäher Gegner und ließ das Ankläger-Trio und den ORF ziemlich alt aussehen. Dass sie einen Tag nach dieser Sendung zurückgetreten ist, hat wohl andere Gründe, den Schaukampf im ORF hat sie eindeutig für sich entschieden.