In der syrischen Stadt Khan Shaykhur ereignete sich ein folgenschwerer Giftgasangriff mit Saren. Es konnte noch kein Schuldiger verifiziert werden. In der Nachrichtensendung ZiB1 jedoch wurde spekuliert: Der ORF–Nahostexperte Karim El - Gawhary lieferte aus dem 850 Kilometer Luftlinie entfernten Kairo eine hautnahe Expertise ab, die ebenfalls nur aus Vermutungen bestand, standen ihm doch nur Fernsehbilder zur Verfügung, wie Millionen anderen auch.
Das erinnerte mich an Thilo Sarrazins Aussage: „Ihre Aufgabe sehen die Sinnvermittler (Journalisten) in der wertenden Kommentierung des Weltgeschehens und des Geisteslebens. Bei der Abgabe ihrer Wertungen und der Tendenz ihrer Analysen folgen sie oft herrschenden Moden und unterliegen dabei auch einem Herdentrieb.“ Und der Herdentrieb wird von der Politik vorgegeben. Wenigstens auf diesem Gebiet ist der ORF einsame Spitze.
Ein weiterer Teil der Nachrichten war dem deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yüzil gewidmet, um dessen Freilassung sich die Diplomatie bemüht. Niemand weiß, warum der Mann eigentlich seit Wochen inhaftiert ist. Aber er genießt volle Sympathien bei seinen Kollegen, steht er doch politisch auf der „richtigen" Seite, was er in einem Artikel über Thilo Sarrazin unter Beweis stellte: „So etwa die oberkruden Ansichten des leider erfolgreichen Buchautors Thilo S., den man, und das nur in Klammern, auch dann eine lispelnde, stotternde, zuckende Menschenkarikatur nennen darf, wenn man weiß, dass dieser infolge eines Schlaganfalls derart verunstaltet wurde und dem man nur wünschen kann, der nächste Schlaganfall möge sein Werk gründlicher verrichten.“
Mag Deniz Yüzil unschuldig einsitzen, mein Mitleid hält sich dennoch massivst in Grenzen.