"Schule stoppte Politdiskussion wegen FPÖ-Intervention", "Vortrag nach FPÖ-Kritik abgebrochen" – so titelte orf.at den ganzen Tag prominent über einen Vorfall an einer Linzer Schule. So stellt sich die Welt für Menschen dar, die das politische Geschehen in diesem Land messerscharf in Gut und Böse unterteilen und die es als Aufgabe des Journalismus sehen, die Menschen zum Guten zu bekehren.
Was war tatsächlich passiert? "Journalist und Autor" Thomas Rammerstorfer hatte in einer Schule einen Vortrag über "Extremismus und demokratiefeindliche Bewegungen" gehalten. Obwohl er eh nur "am Rande" die FPÖ erwähnt habe, habe ein FPÖ-Politiker, der von seinem Sohn informiert wurde, in der Direktion interveniert – woraufhin sich der arme Direktor anscheinend nicht anders zu helfen gewusst hat, als den Vortrag abzubrechen.
Ein seriöser Journalist hätte die Geschichte vermutlich unter einen anderen Titel gestellt: "Elternvertreter stoppt Wahlwerbung der Grünen". Denn was man nur zwischen den Zeilen erfährt: Der scheinbar so objektive Referent ist bei den Welser Grünen aktiv. Es wäre also bereits die Pflicht des Direktors gewesen, den Auftritt des Politikers zu unterbinden – anstatt ihm ein pseudo-objektives Mäntelchen umzuhängen.
Und was ebenfalls erst im Lauf des Textes klar wird: Der böse, intervenierende FPÖ-Politiker ist Elternvertreter an dieser Schule! Da erinnern ein aufmerksamer Schüler und sein Vater den Direktor an seine gesetzlichen Verpflichtungen – und werden dafür als Feinde der Demokratie an den Pranger gestellt. Dass Journalisten bei so einem Spiel mitspielen, ist wirklich erbärmlich …