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Hans Joachim Fux (oe1 Fr, 10.03.2017, 12:00)
Mittagsjournal

Der OECD-Experte Christopher Prinz war zum Interview bei Cornelia Vospernik eingeladen. Der Beitrag dauerte von 12:20 bis 12:27 Uhr.

Es liegt auf der Hand dass das Thema "Pensionen" hoch aktuell ist und für beinahe jedem Radiohörer unter die Haut geht.

Das Pech der Zuhörer des Ö1-Journals war, dass Herr Christopher Prinz kein geübter Radiosprecher ist, vielleicht hat er noch nicht oft Interviews im Radio gegeben. Bei seinen sicherlich hochinteressanten und intelligenten Ausführungen nuschelte er teilweise ganz leise ins Mikrofon, sprach ganz schnell, dann wieder ganz langsam aber dafür noch leiser, schluckte halbe Worte oder Satzendungen hinunter.

Alles in allem war es aus meiner subjektiven Erfahrung das unverständlichste Interview, das ich als jahrzehntelanger Radiohörer erlebt habe.

Vielleicht ist er im ORF-Studio zu bequem gesessen und sein Mund war nicht nahe genug beim Mikrofon?

Das was ich bruchstückhaft mitbekam: Das derzeitige Pensionsmonitoring ist lückenhaft und eigentlich unbrauchbar. Die Regierung hat schon vor langer Zeit Pensionsreformen eingeleitet die aber dann viel zu sehr aufgeweicht und abgeschwächt wurden. Derzeit ist das große Problem, dass die geburtenstarken Jahrgänge, die sogenannten "Babyboomer" in großen Scharen in Pension gehen. Und die derzeitige Lösung mit Kranken u. Invaliden, das sogenannte "Reha-Geld", stelle eine Scheinlösung dar. In Wahrheit ist es eine Augenauswischerei.

Aus lauter Verzweiflung habe ich mir dann aus dem Internet die Stichwort-Zusammenfassung heraus gesucht, hier ist sie: 

"18 Prozent mehr ASVG-Pensionisten und im Öffentlichen Dienst gar um 50 Prozent mehr - das zeigt das aktuelle Pensionsmonitoring des Sozialministeriums. Wie zukunftssicher ist Österreichs Pensionssystem? Der OECD-Experte Christopher Prinz warnt vor der bevorstehenden Ruhestandswelle der Babyboom-Jahrgänge. Die gesetzten Maßnahmen der Regierung der letzten Jahre würden jetzt langsam greifen, nur die Hackler-Regelung habe dies zuletzt behindert. Das derzeitige Herausrechnen des Reha-Geldes kritisiert Prinz im Ö1-Mittagsjournal, letztlich würden diese Menschen dann doch in der Invaliditätspension landen und damit pensionswirksam werden."

Es war ein ärgerliches Beispiel von ORF-Hörer-Pflanz.

Man muss doch als ORF-Zwangsbeitragszahler und ORF-Hörer verlangen können, dass ein Interview mit einem anerkannten Experten technisch einwandfrei abläuft,

Es ist verständlich dass manche Menschen keine Übung im Sprechen vor dem Studio-Mikrofon haben. Da muss es doch eine Lösung geben:

Entweder man macht das Interview und hört es gleich danach zur Probe ab, ob die Audio-Qualität gut genug ist. Beziehungsweise wiederholt man dann halt das Interview oder einzelne Passagen daraus.

Sowie: Wenn die Radioredaktion bemerkt dass der Gast nicht gut reden kann, macht man eine kurze Vorbesprechung wo man – ohne Mikrofon – alles im Vorhinein durchgeht und sich darauf einigt: Kurze Sätze, nahe genug am Mikrofon und oftmaliges Nachfragen der Interviewerin.

Wenn der Herr Christopher Prinz kürzere Antworten und Sätze gesprochen hätte, Frau Vospernik den Gedanken aufgegriffen, teilweise wiederholt und systematisch weiter gefragt hätte, so wäre am Ende wahrscheinlich ein großer Informationsgewinn und ein gutes Gefühl bei den Hörern herausgekommen.

Ich frage mich: Es muss doch in der Journalistenausbildung beim ORF-Hörfunk dafür Vorsorge getroffen werden: Was ist zu tun, wenn manche Gäste mit dem Sprechen ins Radiomikrofon überfordert sind? Wie geht man im Interesse der Hörer vor, damit am Ende dennoch ein brauchbares Ergebnis herauskommt?"  

Dieses Interview war für mich und sicherlich viele andere mehr ärgerlich als hörenswert. Man erwartet sich gerade für ein so wichtiges Thema wie "Pensionen" einen qualitätsvollen Beitrag, der aber nicht geliefert wurde.