Das ist nun wirklich mehr als überraschend und erfreulich (und wird hoffentlich einem diesmal sauber journalistisch arbeitenden Journalisten nicht gleich den Kopf kosten): Orf.at meldet den absurden Plan, für Ho Tschi-minh in Wien ein Denkmal zu errichten, mit erkennbar kritischem Unterton.
Seit wann dürfen die denn das?
Der Denkmals-Plan war zwischen dem Staat Vietnam und den Wiener Rathausgenossen ausgebrütet worden, wie zwei besonders intensiv vom Rathaus finanzierte Blätter melden (Krone und Falter). Der Online-ORF verweist nun - völlig zu Recht - darauf, dass unter dem vietnamesischen Kommunistenführer Millionen ermordet worden sind und dass es zahlreiche Kriegsverbrechen gegeben hat.
Diese plötzlich ausgebrochene Wahrheitsliebe ist so positiv, dass man gar nicht sonderlich herummäkeln will. Denn etliches Andere hätte auch noch unbedingt erwähnt gehört. Vor allem, dass der nordvietnamesische Diktator einen jahrelangen erbitterten, völkerrechtswidrigen und opferreichen Eroberungskrieg gegen Südvietnam und zur Kolonialisierung Kambodschas geführt hat. Und dass nach Sieg des Nordens viele Hunderttausende als Boat people verzweifelt übers Meer geflüchtet sind.
Letzte Zweifel am plötzlich ausgebrochenen Journalismus im ORF bleiben aber aus einem anderen Grund: Denn manches deutet darauf hin, dass das Rathaus inzwischen selbst wieder das Interesse an dem Projekt verloren hat. Seit die geplante Heldenplatz-Umbennung so viel Empörung ausgelöst hat. Und vor allem seit die Wiener SPÖ politisch so ins Eck innerparteilicher Grabenkriege geraten ist. Vielleicht hat sich aber auch jemand an die peinliche Blamage rund um das schon vor Jahren errichtete Denkmal für einen anderen kommunistischen Massenmörder namens Che Guevara erinnert. Der allerdings nur Tausende umgebracht hat.