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Andreas Lindner (oe1 Mi, 22.02.2017, 08:00)
Morgenjournal (II)

Das Ö1-Journal um 8:00 Uhr war wieder ein sehr anschauliches Beispiel, wie maßgebliche ORF-Redakteure ihre persönliche Gesinnung – oft mehr, manchmal weniger subtil – unters Volk bringen.

Zunächst ein Beitrag zu der – von der ÖVP angestrebten – Kürzung der Kinderbeihilfe für im Ausland lebende Kinder. Dazu wurde ein Interview mit Susanne Tanzer, von der Vermittlungsagentur für slowakische Pflegekräfte 'Altern in Würde' gebracht: Sie habe ihre ausländischen Betreuungskräfte befragt, mit dem Ergebnis: "50 Prozent der Betreuungskräfte haben gesagt, dass sie die Tätigkeit beenden würden, wenn sie die Familienbeihilfe verlieren..."

Cornelia Vospernik fasst diese Aussage dann in der Einleitung zum Interview mit Erich Fenninger, Geschäftsführer der Volkshilfe, wie folgt zusammen:

"Wir haben die Vermittlerin aus der Slowakei in dem Beitrag gehört. Sie sagt, 50 Prozent, also die Hälfte der Frauen die sie jetzt vermittelt, würden nicht mehr nach Österreich kommen, wenn die Familienbeihilfe gekürzt wird."

Ja, Frau Vospernik, wir haben die Vermittlerin aus der Slowakei in dem Beitrag gehört und DAS hat sie NICHT gesagt, sondern das sind wohl Ihre 'alternativen Fakten' dazu. Das möchten uns bloß die Gesinnungsjournalisten von der Ö1-Information vermitteln. Deshalb sprechen Sie in dem selben Beitrag auch bereits von einem drohenden Pflegenotstand, geschickt verpackt in einer Frage.

Lobend erwähnt darf werden, dass am Ende des Interviews mit Erich Fenninger darauf hingewiesen wurde, dass die 'Volkshilfe' SPÖ-nahe sei und wohl alleine schon deshalb gegen diese ÖVP-Pläne sei. Das war ein wichtiger Hinweis, der bei vielen NGO's, 'Vereinen'und sogenannten "Experten" viel zu oft fehlt, aber sehr wichtig und der Objektivität geschuldet wäre.

Etwas später im selben Ö1-Journal wurde kurz über die aktuellen Entwicklungen in der Causa Eurofighter-Beschaffung berichtet und gemeldet, dass sich jetzt erstmals auch der frühere Verteidigungsminister Darabos zu Wort gemeldet hätte (konkret im ORF-Report am Vortag).

Norbert Darabos wird ja von Experten dieser Causa, als eine der wesentlichen 'Figuren' für den derzeitigen Eurofighter-Status bzw. die Misere genannt, hat er doch 2007 einen Vergleich geschlossen, der den ursprünglichen Vertrag massiv verändert hat und letztlich zur Lieferung völlig anderer Flugzeuge mit anderer Ausstattung geführt hat, als dies von der Vorgängerregierung ursprünglich vorgesehen war.

Dieser Norbert Darabos kommt in einem Ausschnitt seines Report-Interviews also im Ö1-Journal kurz zu Wort, konkret mit einem Satz: "Die Tranche 1 ist eine genauso gute Tranche, wie die Tranche 2, was die Eurofighter betrifft, und ich habe in bestem Wissen diesen Kompromiss ausverhandelt und ich stehe zu diesem Kompromiss".

Ö1: "Und damit jetzt ins Ausland..."

Ja sehen Sie, liebe Leser, so geht das, Meinungsmache nach altbewähretem Rezept der Anstalt. Der in der Kritik stehende SPÖ-ler darf ruhig, ohne sekkantes Dazwischenreden des Moderators, seinen Standpunkt darlegen und danach, Themenwechsel. Sogar dann darf er das, wenn dieser Standpunkt nachweislich Unsinn, offenkundig falsch und sogar mehrfach widerlegt ist.

Die ORF-Kollegen vom 'Report' haben sich ja im Gegensatz zum Ö1-Team die Mühe gemacht und dieser Aussage von Darabos, die Aussage von Generalmajor Hans Heimberger gegenübergestellt, der unter anderem klipp und klar sagt, dass z. B. eine jüngere Untersuchung der deutschen Bundeswehr ergeben habe, "dass es erhebliche Probleme mit den Tranche-1-Flugzeugen gegeben habe und empfohlen wurde, diese sogar frühzeitig stillzulegen (!)..."

Und ein anderer Insider sagt zum Standpunkt von Darabos im Report außerdem, EADS habe sich gefreut, dass sie Österreich nach dem Darabos-Vergleich Flugzeuge liefern dürfen, "die auf Halde gestanden sind(!) und sich dabei noch die Zusatztanks und die Geräte für den Nachtflug sowie die Feinderkennung gespart hätten..."

Aber da Norbert Drabos ja ein Roter ist, braucht er offenbar nicht zu befürchten, für solche Aussagen kritische Nachfragen von Ö1 zu ernten oder mit der Meinung von ungefähr fünf 'Experten' konfrontiert zu werden, die dahingeghend natürlich alle zum gegenteiligen Ergebnis kommen würden oder auch nur eine polemischen Kommentar eines Oppositionspolitikers im ORF zu ernten. Alles beliebte und erprobte Rezepte, wenn es gilt, einen Bürgerlichen vorzuführen.

Mit Roten (und Grünen) macht man das aber nicht, auf Ö1.