ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


1956 (ORF2 So, 29.01.2017, 12:30)
Orientierung

Holland plant ein Verbot der Vollverschleierung. Es ist halt Wahlkampf, so begründet die Redaktion die Debatte. Wieder einmal die Populismuskeule geschwungen. Seriöse und ernsthafte Gründe dürfen gar nicht erst vermutet werden.

Die vielgerühmten "Experten" werden nicht näher benannt, es wird insuiniert: Wer sich wirklich auskennt, der ist selbstverständlich gegen ein Burkaverbot (Niquabverbot). Wer dafür ist, muß wohl dumm sein oder Populist oder Rasist oder Nazi - auf jeden Fall ein böser Mensch, so das ORF-Religionsmagazin, das eben gegen Andersdenkende gerne hetzt und sie diffamiert.

"Dabei ist die Vollverschleierung ein Randphänomen," meint der Redakteur. "Es betrifft nur 400 Frauen!" 

Über die Symbolik, über die Botschaft, über die Umstände, unter denen Frauen Burka tragen, wird kein Wort verloren. Aber: "Es sind meistens hochgebildete, sehr selbstbewute Frauen, die Niqab tragen." Und schon finden sie eine Juristin, die es tut und die Verfassung und die Freiheit bemüht.

Daß die Anzahl der "Betroffenen" ein Argument ist, ist doch interessant. Im Jusstudium lernt man schon in der Einführung, welche Bedeutung "Analogie" hat.

400 Hakenkreuze sind auch verboten - weil es nicht um die Zahl der Betroffenen geht, sondern um die Symbolik, um die Botschaft des Hakenkreuzes. Hakenkreuze tun auch nichts Böses. Aber wir wissen, welche Symbolik, welche Botschaft damit transportiert wird und dass sie sehr ungute Assosziationen auslösen, die niemand haben will.

Mit Recht wollen wir das Hakenkreuz nicht einmal als Randphänomen in der U-Bahn und in der Mariahilfer Straße getragen sehen. Und daher ist es schlicht verboten.

Wenn man also die Zahl 400 bemüht: Es sind Hunderttausende, ja Millionen, die das aber ganz gewaltig stört, aus verschiedenen Gründen. Etwa aus gesellschaftlichen (von Angesicht zu Angesicht wollen wir einander begegnen) oder aus frauenrechtlichen Gründen: Jedenfalls interessant, daß linke Feministinnen, also auch der ORF, nichts dabei finden, wenn mohammedanische Frauen unterdrückt werden. Nur der weiße christliche Mann soll das ja nicht tun, füge ich polemisch hinzu. 

Gegenbeispiel zum selben Thema ist ein Inderview auf wdr3.de mit Bassam Tibi, dem Islamwissenschafter aus Deutschland, einem gebürtigen Syrer. Ein Labsal als Kontrast zum einseitigen und Andersdenkende penetrant verunglimpfenden ORF.  Tibi wird übrigens im ORF sicher nie als "Experte" zitiert werden, obwohl er wirklich einer ist, sorry: WEIL er einer ist. Der ORF ist ja der Hüter des Postfaktischen und Verbreiter von selbstgestrickten alternativen Fakten. Es wird nur gegen alles nicht Politisch-Korrekte emotionalisiert. Sachargumente zählen nicht. 

Auf wdr3.de geht es um das nun vom König von Marokko erlassene totale Vollverschleierungsverbot in Marokko. Die Argumente des mohammedanischen Staatsoberhaupts und Argumente eines kundigen Islamwissenschafters sind hörenswert. 

http://podcast-mp3.dradio.de/podcast/2017/01/28/warum_marokkos_burkaverbot_der_demokratie_hilft_dlf_20170128_1741_ec1c2e99.mp3