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Elisenda Florentina (ORF2 Di, 06.12.2016, 22:00)
ZIB 2

Während der Anmoderation der ZIB2 konnten die Zuseher noch hoffen, man wolle im ORF nach der erfolgreichen Wahl Van der Bellens die Gunst der Stunde nutzen und endlich über die Kriminalität von Ausländern und Asylwerbern berichten. Also das nachholen, was in den letzten Wahlkampfmonaten tunlichst vermieden wurde. Die Ernüchterung folgte sofort.

Bezüglich des eröffneten Prozesses zur Praterstern-Vergewaltigung hieß es zum Tathergang nur: "Sie drücken sie zu Boden und vergewaltigen sie." Dass sich dies laut zahlreichen Medienberichten viel brutaler und grausamer abgespielt hat und das Opfer schwere Verletzungen erlitten hat, wird nicht erwähnt.

Herr Wolf fragte sich, ob Asylwerber überdurchschnittlich häufig für Sexualdelikte verantwortlich wären. Daher stellte man die parlamentarische Anfragebeantwortung bezüglich Vergewaltigungen und dem Anteil von Asylwerbern bei den ausgeforschten Tatverdächtigen in einer Grafik dar. Gezeigt wurden nur die Absolutzahlen von angezeigten Vergewaltigungen, österreichischen und ausländischen Verdächtigen, sowie die Zahl der Asylwerber. Prozentuelle Anteile wollte man dem einfachen Bürger wohl nicht zumuten. Dass fast 45 Prozent der Verdächtigen Ausländer sind, würde ja viel schlimmer klingen.

Der Anteil ausländischer Tatverdächtiger steigt tatsächlich von 36 Prozent (2015) auf 43% (2016). Der Anteil der Asylwerber steigt von fast 6 Prozent auf 15 im laufenden Jahr, ein Anstieg von 253 Prozent. Der Anteil von Asylwerben an tatverdächtigen Ausländern beträgt heuer schon 35 Prozent. Verschwiegen wurde außerdem, dass Ausländer gemessen an ihrem Bevölkerungsanteil wesentlich häufiger zu den Verdächtigen zählen. Zudem wurden die Österreicher in der Grafik mit einem plakativen Rot besonders hervorgehoben, während Asylwerber in einem sanften hellen Türkis und Ausländer in Grau eher vernachlässigbar erschienen.

Im Bericht hieß es lapidar, ein Grund wäre die gestiegene Zahl von Asylwerbern im heurigen Jahr und dass Asylwerber im Vergleich zur Bevölkerung häufiger unter Verdacht stünden.

Als wäre die Präsentation von Fakten zu extrem, zu einseitig, zu hetzerisch, bekam man den Eindruck als solle selbst das Relativierende relativiert werden. Es hieß nämlich auch: Vergewaltigungen durch  Asylwerber wären vergleichsweise selten, aber sie würden zunehmen. Bei einem Anteil von 15 Prozent spricht der ORF also von selten?

Diesem Teil-Zugeständnis, widerspricht der Bericht an anderer Stelle. Denn beim "Frauen-Notruf" glaubt man nicht, "dass es tatsächlich immer mehr Vergewaltigungen durch Asylwerber" gebe, , da nämlich nur die Zahl der Frauen steige, die Angst vor sexuellen Übergriffen durch Asylwerber haben, nicht aber jene, die von Übergriffen berichten. Eine Polizei- Statistik kann offenbar mit den Erfahrungen einer Hotline nicht mithalten. Als ob das von Relevanz wäre, betont man auch noch, dass Asylwerber nicht häufiger verurteilt würden als Österreicher.

Manche Flüchtlinge hätten ein problematisches Frauenbild, heißt es. "Man warnt aber eindringlich davor, daraus abzuleiten, dass sie potentiell Vergewaltiger" wären. Und dann: "r Betroffene mache es ohnehin keinen Unterschied,  so Experten". Also alles halb so schlimm und nicht der Rede wert? Denn die Traumasymptome wären ja dieselben, unabhängig von Nationalität, Alter und Bildung, darf die Frauennotruf-"Expertin" - beabsichtigt oder nicht - erklären. Eine unverschämte Verharmlosung.

Es macht also für die Opfer keinen Unterschied, welche Nationalität der Täter hat. Ja, für die Opfer macht es keinen Unterschied. Es macht auch für Journalisten, Politiker, Staatskünstler und die selbst ernannte Elite keinen Unterschied. Selbst für den einfachen dummen Bürger macht es keinen. Das erlittene Unrecht, die ausgestandenen Qualen, die psychischen Folgen nicht zuletzt die seelischen und körperlichen Verletzungen sind für die Opfer sexueller Gewalt aber sehr wohl relevant.

Die Herkunft der Täter spielt sehr wohl eine Rolle für die Opfer von Vergewaltigungen und potentiell gefährdete Personen. Kritiker der Willkommenskultur haben stets auf die Gefahr steigender Kriminalität hingewiesen, sowie das mittelalterliche Frauenbild bestimmter Kulturen thematisiert. Die Politik offener Grenzen wird nicht zuletzt wegen der Übergriffe von Köln zunehmend von der Bevölkerungsmehrheit abgelehnt. In muslimisch geprägten arabischen  Ländern, in Afghanistan beherrschen frauenverachtende Normen das gesellschaftliche Leben. Daher ist die Herkunft interessant. Kam es etwa nach der Aufnahme ungarischer und jugoslawischer Flüchtlinge zu einem derartigen Anstieg sexueller Übergriffe auf Frauen?

Die Bürger wurden im vergangenen Jahr mehrfach darauf hingewiesen, dass Asylwerber im Durchschnitt auch nicht krimineller wären als die Österreicher. Genau das Gegenteil belegen allerdings die aktuellen Zahlen zu Tatverdächtigen bei Vergewaltigungen. Diese beinhalten nicht einmal alle sexuellen Übergriffe. Ein Vergleich mit dem Jahr 2014 wäre dabei auch interessant. Wäre die Zahl tatverdächtiger Asylwerber denn nicht geringer, wenn man weniger Asylwerber aufgenommen hätte?

Davon ist im ORF nichts zu hören. Lieber relativiert man abschließend wieder: Zwei Drittel aller Vergewaltigungen würden (ohnehin) nicht angezeigt und "die meisten passieren immer noch in der Familie".