Wenn der ORF über einen seiner liebsten Prügelknaben, den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban, berichtet, dann fehlt niemals das begleitende Wort „Rechtspopulist“. Das war auch in diesem Mittagsjournal nicht anders, wo über ein Bombenattentat in einem beliebten Ausgehviertel der Hauptstadt berichtet wurde, bei dem eine Polizistin lebensgefährlich und ein Polizist schwer verletzt wurde.
„Gibt es in Ungarn einen Zusammenhang zwischen einer Bombenexplosion in Budapest und der bevorstehenden Volksabstimmung über Victor Orbans Flüchtlingspolitik?“, fragte Journal-Moderator Wolfgang Wittmann, der damit unterschwellig, aber für jeden Zuhörer erkennbar, den Verdacht in den Raum stellte, Orbans Leute könnten den Anschlag inszeniert haben.
Genau so zog dann auch Fabio Polly seinen Beitrag auf. Der Anschlag könnte von der Regierung inszeniert gewesen sein, um Stimmung für die Volksabstimmung zu machen, zitierte Polly aus einem Kommentar einer auflagenstarken ungarischen Zeitung.
Eine eher unsinnige Überlegung, denn dass Orbans Vorschläge zur künftigen Flüchtlingspolitik seines Landes überwältigende Zustimmung von Ungarns Wählern erhalten werden, steht für politische Beobachter außer Zweifel.
Dann folgte ein Interview mit einem ungarischen Politologen und Historiker, der sich schon nach wenigen Worten als eingefleischter Orban-Gegner entpuppte und in ORF.at als „Schriftsteller und Publizist Rudolf Ungvary“ vorgestellt wurde. Der pflichtete dem ORF-Moderator bei, dass in Ungarn eine politisch gewollte Paranoia herrsche. Und der ungarische Politologe meine vorwurfsvoll, Orban nutze alles, um seine innenpolitische Position zu festigen.
Das alles klang sehr vorwurfsvoll gegenüber Orban. Dass jeder demokratisch gewählte Politiker davon lebt, seine innenpolitische Position zu festigen, dürfte weder dem magyarischen Politologen noch dem ORF-Redakteur gedämmert sein.
Vorwürfe von Ö1 erntete auch die Budapester Polizei, die nur wenig von ihren Erkenntnissen an die internationalen Medien weitergibt. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Mit zu viel Information, die natürlich auch bei dem Täter oder den Tätern landen würde, wäre der Fahndungserfolg schwieriger zu erreichen.
Aber all das macht Orban in den Augen der eingefleischten linken ORF-Redaktionen noch verdächtiger. Auf die Idee, dass es sich um einen der vielen islamistischen Terroranschläge handeln könnte, wie sie seit Monaten Europa und die gesamte westliche Welt in kurzen Abständen erschüttern, will der ORF seine Zuhörer gar nicht erst kommen lassen. Mit der Gewissheit, dass es sich um einen solchen Terroranschlag gehandelt hat, hätte sich der ORF vermutlich mit einer Kurzmeldung begnügt.