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Andreas Unterberger (ORF2 Di, 20.09.2016, 22:00)
ZIB 2

Hut ab: Armin Wolf hat den SPÖ-Geschäftsführer Niedermühlbichler scharf und journalistisch präzise vorgeführt. Das war wohl zum ersten Mal in seiner Tätigkeit, dass auch ein SPÖ-Mann so attackiert wird, wie es Wolf sonst nur bei Blauen und Schwarzen versucht. Das sei lobend wie erstaunt anerkannt.

Bei Niedermühlbichler ist das Vorführen auch voll gelungen. Diesem ist kein einziges Argument zur Beschönigung des totalen Fehlschlags einer SPÖ-Wählerbefragung eingefallen, in der sich Christian Kern eine populistische Unterstützung für seinen europaweit einsamen Anti-Ceta-Kurs holen hätte wollen. Aber von angeblich 200.000 Parteimitgliedern haben daran nicht einmal 14.500 teilgenommen. Und vom Rest der Bevölkerung - es waren ja alle Österreicher eingeladen! - sogar weniger als 9500. Da kann man nichts mehr beschönigen.

Der ORF hat sogar Hannes Androsch geladen, um über diesen Mega-Watschen für Kern und Niedermühlbichler zu höhnen. Androsch ist ja alles andere als ein Freund Kerns, der ein Protege seines Intimfeindes Vranitzky ist.

Da stellt man sich die Frage, ob die SPÖ beim ORF am Ende in Ungnade gefallen ist. Aber dieser seltene Anfall von Journalismus hängt wohl eher damit zusammen, dass man zeigen wollte, man kann je auch anders. Jetzt gibts eh keine Wahlen, und die ORF-Bestellungen sind in trockenen Tüchern. Da muckt man einmal auf, um zu zeigen: Das Herz der allermeisten Fernseh-Redakteure schlägt grün, nicht rot.

Abgesehen davon war die Sendung ohnedies auf dem üblichen schagseitigen Kurs:

  • Zum Grazer Amok-Prozess hat man, statt auch nur mit einem Wort auf die islamische Dimension einzugehen, ausgerechnet einen völlig ahnungslosen Linksradikal-Soziologen zum Interview gebeten.
  • Bei der offenbar weltbewegenden Meldung, dass der greise Bush-Vater angeblich Clinton wählen will (dessen Meinung zu allen sonstigen Fragen den ORF seit vielen Jahren nicht interessiert hatte), werden  "US-Medien" als Quelle genannt. Hingegen wird die Wahrheit verschwiegen, dass das ausgerechnet von einer Angehörigen des Kennedy-Clans verbreitet worden ist - der nun gewiss nicht den Republikanern nahesteht. Was die Glaubwürdigkeit der Meldung natürlich stark reduziert.
  • Und ohne den leisesten kritischen Zwischenton spielte man einen euphorischen PR-Beitrag über einen neuen antiamerikanischen Film von Oliver Stone.