Man kann über die österreichische Linke sagen, was man will: Aber zusammenhalten tun sie. Das hat auch diese ZiB wieder gezeigt: Wenn ein "Falter"-Journalist einmal ein Buch geschrieben hat, bekommt er sofort einen breiten wie positiven ZiB-Bericht, der vielen weit besseren und prominenteren Büchern verweigert wird (es geht um ein Buch eines gewissen Herr Nüchtern, der wohl nur unter Gesinnungsgenossen und den wenigen "Falter"-Lesern ein Begriff ist).
Der Zusammenhalt der Linken zeigte sich auch nach der ZiB: Da bekam man sowohl eine Werbe-Spot für den "Standard" wie für das "Profil" zu sehen. Damit hatten gleich drei Leitsterne der linken Medienszene binnen weniger Minuten Gratiswerbung zur besten Sendezeit. Manche naive Geister werden jetzt vielleicht sagen: "Aber das sind ja bezahlte Werbespots, die kann man doch nicht kritisieren."
Ein liebes, aber ziemlich welt- und wirklichkeitsfremdes Argument. Denn erstens geht es beiden Verlagen keineswegs so gut, dass sie sich Werbespots leisten könnten. Und zweitens entspricht mit Sicherheit das Werbevolumen jener Zeitungen im ORF wertmäßig dem Werbevolumen des ORF in genau diesen Medien. Womit sich die Dinge - ganz zufällig - am Ende des Tages ausgleichen und niemand wirklich in die Tasche greifen musste. Während andere Medien - ganz zufällig - keine ORF-Werbung bekommen.
Aber zurück zum sogenannten redaktionellen Inhalt der ZiB: Da wird über ein Zeitungs-Interview des SPÖ-Chefs berichtet. Man erfährt, dass Christian Kern dafür ist, im Mittelmeer "gerettete" Menschen zurückgebracht werden sollen. Wer könnte da dagegen sein?
Alle weiteren redaktionellen oder gar kritische Ansätze zu diesem bei den meisten Österreichern Sympathie auslösenden Kern-Zitat erspart man sich. Denn kritische Ansätze sind nur bei FPÖ, ÖVP, Trump oder Brexit-Anhängern erlaubt.
Würde man journalistisch und nicht parteipropagandistisch Fernsehen machen, hätte man ja zumindest erwähnen müssen, dass Kern leider nicht verraten hat, wohin denn seiner Meinung diese Menschen "zurückgebracht" werden sollten. Und könnten.
Man hätte auch erwähnen müssen, dass Kern im gleichen Interview wild gegen das australische Modell von Lagern für die "Flüchtlinge" polemisiert hat. Dabei sind solche Lager auf Inseln oder an der afrikanischen Küste, wie sie jetzt immerhin schon von dreieinhalb Ministern empfohlen werden (Kurz, Doskozil, Sobotka und schaumgebremst auch Mitterlehner), die einzige realistische Möglichkeit, wohin man die Menschen bringen könnte (plus der Bestechung von einzelnen Regierungen, wenigstens ein paar der eigenen Bürger zurückzunehmen).
Aber zumindest bis zur Präsidentenwahl wird im ORF das Doppelspiel weitergehen: Kern wird mit jenen Aussagen präsentiert, welche die völkerwanderungskritischen Österreicher beruhigen sollen, dass der neue SPÖ-Chef eh im Grund auch dasselbe will wie die Bürger. Selbst wenn sie noch so wirklichkeitsfremdes Wortgedresche sind wie das Wort vom "Zurückbringen" ohne Lager (oder Bestechung oder Militäreinsatz). Es wird dem jedoch nie gegenübergestellt werden, dass Kern bisher noch gegen absolut jede konkrete Maßnahme gestänkert und diese verhindert hat, die wirklich gegen die Massenmigration helfen würde.
PS: Neben dem fast schon üblichen Ärgerlichem bot die ZiB diesmal auch Heiteres (auch wenn das dem ORF wohl gar nicht aufgefallen ist): Der Wahlkampfleiter von Norbert Hofer spricht von "Bürgerinnen und Bürgern", der von Alexander van der Bellen nur von "Bürgern". Köstlich. Will da am Ende der eine so weit nach links gehen, der andere so weit nach rechts, bis sie endgültig die Seiten getauscht haben?