Dass das ORF-Programm im Sommer noch schwächer ausfällt als im restlichen Jahr ist man gewöhnt. Das „Sommergespräch“ mit Matthias Strolz hat diese Erkenntnis untermauert.
Susannen Schnabl eröffnete gleich mit einer besonders seltsamen Frage: „Welche Antworten haben die Neos auf die letzten zwei blutigen Wochen?“ Natürlich haben auch die Neos kein wirkliches Mittel gegen den selbstmörderischen Terrorismus. Aber selbst wenn der Neos-Chef Patentrezepte für den Kampf gegen den islamischen Terror parat hätte, würde das vermutlich niemand zur Kenntnis nehmen.
Die ORF-Moderatorin erwies sich auch bei der zweiten Ausgabe der Sommergespräche – den Auftakt hatte in der Vorwoche das Auslaufmodell Frank Stronach gemacht – als gleichermaßen blasiert und hochnäsig wie farblos.
Strolz passte sich dem sommerlich-lähmenden Niveau an. Schwache, teilweise auch dümmliche Fragen wurden so beantwortet, dass man als Zuseher am Ende nicht recht wusste, wie man die Neos einordnen soll. Immerhin stellte Strolz klar, dass Bildung wichtig ist, dass er es für richtig hielte, die EU-Beitrittsgespräche mit der Türkei sofort zu beenden und dass seine Partei gerne mitregieren würde.
Susanne Schnabl schien in dem Gespräch in die Fußstapfen von ORF-Großmaul Armin Wolf treten zu wollen, wirkte aber nicht wirklich gut vorbereitet und erwies sich bei den manchmal unnötig aggressiven, aber wenig originellen Fragen als hölzern und bei Zwischenfragen als wenig flexibel.
Auch die Chance, ein wenig Ironie oder so etwas wie Humor in das Sommergespräch einfließen zu lassen, wurde kläglich vergeben. Das Redaktionsteam hatte kurze Statements von drei Neos-Wählern vorbereitet. „Zwei der drei wollen Sie nicht mehr wählen“, ätzte Susannen Schnabl. Ob Strolz erraten könne, wer diese Nicht-mehr-Wähler seien. Strolz: „Ich bin kein Hellseher.“ Prompt wurde dann der falsche Beitrag – das Statement des zufriedenen Neos-Wählers – eingespielt und die Moderatorin musste langatmig erzählen, warum eine der Wählerinnen nun von den Neos enttäuscht sei.
Die Sendung ging ebenso müde und holprig zu Ende wie sie begonnen hatte.
Unmittelbar nach dem Sommergespräch folgte eine ZiB2 mit Armin Wolf und einer Analyse des vorangegangenen Interviews. Auch diese Analyse von Peter Filzmaier begann – sommerlich beschwingt – mit einem falschen Beitrag. Und der Analytiker passte sich dem Niveau von Strolz und Schnabl an. Zu der Erkenntnis, dass der Wunsch der Neos nach Regierungsbeteiligung im Anschluss an die nächste Nationalratswahl wohl kaum in Erfüllung gehen wird, wären vermutlich alle einigermaßen politisch interessierten Zuseher auch ohne die Ausführungen des wortgewandten Politologieprofessors gelangt.