Die Sendung „Von Tag zu Tag“ im Hörfunkprogramm Ö1 war schon immer Spielwiese für linke Moderatoren, die mit einem meist noch linkeren Gast plaudern. Interviewen kann man nicht sagen, weil der Moderator hauptsächlich Hölzchen wirft, mit deren Hilfe sich der Gast profilieren soll. Der Gast war diesmal ein Herr Klaus Werner-Lobo, von Beruf oder Berufung „Aktivist und Autor“.
Eine solche Hölzchen-Frage der Moderatorin Andrea Hauer lautete beispielsweise wörtlich: „Wie findet man den Weg zwischen Utopie und Pragmatismus.“ Darüber kann man – wenn niemand mit Gegenargumenten daherkommt – ganz vortrefflich schwadronieren, eingeleitet vorzugsweise von Sätzen wie „Sie sprechen da etwas ganz ganz wichtiges an“, um sich in der Folge in seinen eigenen Argumenten völlig zu verheddern. Schwarz-Weiß-Denken sei ein ganz wesentlicher Teil westlicher Kultur, verkündete Klaus Werner-Lobo, der in jedem Satz erkennen ließ, wie sehr er von sich und seinen eigenen Thesen und Theorien begeistert ist.
Aber unvermittelt verfällt Werner-Lobo selbst in das von ihm so getadelte Schwarz-Weiß-Denken und stellte klar, Kapitalismus und florierende Wirtschaft seien das Böse und für alles Übel dieser Welt verantwortlich. Zum Standard-Vokabular linker Aktivisten gehört es natürlich, über „die Konzerne“ herzuziehen. Manager sind böse und Konzerne noch böser, weil sie es als ihre Hauptaufgabe sähen, lustvoll die Welt zu zerstören.
Der Gast in „Von Tag zu Tag“ mimte den aufrechten linken Weltverbesserer. Interessant für den Ö1-Zuhörer wäre ein Hinweis gewesen, warum der ehemalige Grün-Abgeordnete (Gemeinderat in Wien von 2010 bis 2015) seiner Partei verbittert den Rücken gekehrt hat. Der Austritt wurde noch am Rande erwähnt. Nicht verraten wurde, dass er sehr wahrscheinlich deshalb aus seiner Partei ausgetreten ist, weil er bei der Wien-Wahl 2015 nicht mehr an eine wählbare Stelle gereiht wurde und so auf kleine Annehmlichkeiten wie Politikergehalt und andere Privilegien verzichten muss. Das mögen selbst solidarische Rot-Grüne nicht so gerne.
Der Titel der Sendung lautete übrigens „Anleitungen zum politischen Engagement.“
Wesentlicher Teil der Sendung „Von Tag zu Tag“ sind Anrufe von Zuhörern, die nur dann freundlich behandelt werden, wenn sie dem Gast und dem Moderator begeistert beipflichten.
Das haben die Anrufer in dieser Sendung sträflich vernachlässigt. Eine Dame, die wegen eines Notfalls in ihrer Familie auf ihre Karriere verzichtet hat, wurde von der Moderatorin rasch abgewürgt, als sie ihren Frust über fragwürdige Vorkommnisse bei der jüngsten Bundespräsidentenwahl deponieren wollte.
Die nächste Anruferin, Frau Anna, erklärte, die Demokratie sei die bestmögliche Regierungsform. Ihre Schlussfolgerung in Richtung wild gewordener Aktivisten: „Wenn jeder glaubt, er kann tun und lassen was er will, dann mündet das in Anarchie.“ Gesetze seien in einer Demokratie einzuhalten. „Wenn da Massen von Einwanderern hereinkommen, und glauben, sie können tun was sie wollen und Frauen ohne Kopftuch werden als Freiwild betrachtet, das geht nicht.“
Das versetzte den Gast vollends in Rage. „Das ist ein seltener Blödsinn den die Dame da verzapft hat“, schäumte der Aktivist über den nachvollziehbaren Wunsch der Anruferin nach Ordnung. Österreich sei ein besonders sicheres Land mit sinkenden Kriminalitätsraten. Besorgte Menschen, die angesichts der Flut an Einwanderern und deren Verbrechen ein mulmiges Gefühl entwickelt haben, nannte Klaus Werner-Lobo kurz und bündig „Vollidioten“. Fehlentwicklungen in diesem Land hätten mit den Asylwerbern und Immigranten nicht das Geringste zu tun.
Wer darauf wartete, dass die Moderatorin sich bei den Zuhörern für Ausdrücke wie „seltener Blödsinn“ oder „Vollidioten“ entschuldigen würde, wartete vergeblich. Stattdessen dankte die Moderatorin dem selbsternannten Aktivisten und empfahl dessen aktuelles Buch.
Ein empörter ORF-Watch-Leser brachte es in einem kurzen Satz auf den Punkt: „Wirklich ein Tiefpunkt auf Ö1.“ Die Frage die sich dazu aufdrängt: Wer kommt auf die Idee, Leute wie Klaus Werner-Lobo zu einer solchen Sendung einzuladen?