Im Senat, der zweiten brasilianischen Parlamentskammer, wird über die Absetzung von Präsidentin Dilma Rousseff diskutiert. Die Vorwürfe wiegen schwer. Der Staatschefin wird Korruption im Zusammenhang mit dem Skandal um den staatlichen Ölkonzern Petrobras zur Last gelegt. Außerdem soll sie die Haushaltszahlen geschönt haben, um vor der Präsidentschaftswahl 2014 ihre Chancen zu verbessern.
Ö1 berichtet im Morgenjournal über die seit Stunden andauernden Diskussionen. Auf eine Information haben die Redakteure allerdings vergessen. Mit keinem Wort wird erwähnt, aus welchem politischen Lager Präsidentin Rousseff kommt. Das hat sicher nichts damit zu tun, dass Rousseff der linken Arbeiterpartei angehört. Wäre sie eine „Rechtspopulistin“ - hätte man dann ebenfalls diese unwichtige Information den Hörern, die in wenigen Tagen ein neues Staatsoberhaupt wählen, vorenthalten? Ganz sicher. Steht doch der linke Kandidat Alexander Van der Bellen, wie wir seit einer Analyse von ORF-TV-Chefredakteur Fritz Dittlbacher wissen, im Gegensatz zu Norbert Hofer für Stabilität.
Manchmal spielt bei Staatsoberhäuptern die Parteizugehörigkeit/Ideologie eine Rolle, manchmal nicht. Das entscheidet der ORF. Eine ähnliche Praxis kennen wir auch aus einem anderen Bereich. Bei Verbrechen hat der kulturelle oder reiligöse Hintergrund des Täters meist dann überhaupt nichts mit der Tat zu tun, wenn er kein autochthoner Europäer ist.