Wenn es wirklich wichtig ist, interviewt der Chefredakteur des Landestudios Wien, Paul Tesarek, höchst selbst. Dass er kein Freund der feinen Klinge, sondern des ideologischen Holzhammers ist, stört offenbar weder den ORF noch die SPÖ. Bereits bei der Elefantenrunde vor der Wien-Wahl im vergangenen Jahr hat er mit seiner schweren SPÖ-Schlagseite und seiner ungelenken Art einen Shitsorm über die ideologischen Grenzen hinweg ausgelöst. Selbst der "Standard" fragte sich nach dem seltsamen Auftritt damals: „Warum der ORF bei einer solchen österreichweit im Hauptabendprogramm ausgestrahlten TV-Debatte zur mit Spannung erwarteten Wahl nicht erfahrene Talk-Moderatoren und Politik-Journalisten wie Ingrid Thurnher, Armin Wolf oder Hans Bürger einsetzt?“.
Die genannten Personen sind zwar auch allesamt alles andere als objektiv, sie können ihre parteipolitischen Vorlieben aber dank Routine und Professionalität besser tarnen. Bei Tesarek bemerkt hingegen selbst der politisch unbedarfte Zuseher instinktiv, dass hier ein sozialistischer Herold vor der Kamera sitzt. Wer das für übertrieben hält, der sollte sich das Interview ansehen, das er jetzt mit dem blauen Präsidentschaftskandidaten Norbert Hofer geführt hat.
Dass er Hofer und die FPÖ nicht sonderlich mag ist unübersehbar, seine Aversion fast schon physisch greifbar. Seine originelle Einstiegsfrage: „Herr Hofer!! Sind sie bewaffnet heute?“ Auf Hofers Verneinung: „Zeigen sie’s uns?“ Ein „Gag“, wie aus der SPÖ-Wahlkampfzentrale.
Dann spricht Tesarek von Hofers „Waffenschein“. Beim ORF steht das Waffenthema zwar derzeit hoch im Kurs, das heißt aber nicht, dass man von der Rechtslage und den Begrifflichkeiten eine Ahnung hat. Es gibt in Österreich nämlich keinen Waffenschein, sondern nur Waffenbesitzkarte und Waffenpass. Daran ist auch schon Frau Pawlicki in der Pressestunde gescheitert. So schwer ist das wirklich nicht.
Nächste Frage: „Sind Sie ein ängstlicher Mensch?“ Herr Tesarek versucht damit das abgeschmackte linke Klischee von den „ängstlichen Rechten“ zu bedienen. Ein weiterer Tiefpunkt: „Skepsis gegen (Flüchtlings-)Großquartiere teilen die meisten Menschen, aber was hilft eine Demo?“ Eine blaue Demonstration in der lebenswertesten alle Städte, im rot-grünen Sozialparadies? Ja, dürfen's denn des? In diesem Stil geht es munter weiter. Ein Interview, so charmant und unterhaltsam wie ein Polizeiverhör. Würde Tesarek seinem Interviewpartner dazu auch noch mit einer Schreibtischlampe ins Gesicht leuchten, das Setting wäre perfekt.