Was der ORF-Infodienst derzeit in seinen Infosendungen in Radio und TV aufführt, ist an Absurdität nicht zu überbieten. Der Personalwechsel im Innenressort wird – vollkommen aus der Luft gegriffen – mit einer Vehemenz und ideologischen Besessenheit mit dem aktuellen Bundespräsidentschaftswahlkampf bzw. dem ÖVP-Kandidaten Khol in Verbindung gebracht, die einen nur mehr den Kopf schütteln lassen.
Gut, Andreas Khol ist ja als sogenannten 'Baumeister von Schwarz-Blau' (ORF) und wegen dessen berüchtigten Sager von vor cirka 15 Jahren, über die 'roten Gfrieser im ORF', in der Sendeanstalt verhasst. Das merkt man den diversen Journalisten und Redakteuren in jeder Silbe an. Sein Befund aus dem Jahr 2000 ist aber heute aktueller denn je, das merken wiederum kritische, aufmerksame ORF-Seher und Hörer täglich.
Geschlagene 20 Minuten (!) dauerte im Ö1-Mittagsjournal der Aufmacher-Beitrag über den Wechsel im Innenministerium und in gefühlt jedem dritten Satz, wurde auf den ÖVP-Präsidentschaftskandidaten und die 'Folgen' für Khol hingewiesen. Selbst die abenteuerlichsten künstlich zusammenkonstruierten Zusammenhänge waren den einzelnen Redakteuren nicht zu dumm, um nicht gesendet zu werden.
Übergeleitet wurde diese krisenhafte Berichterstattung zu einer ORF-Wahlkampfbegleitung von Andreas Khol, die selbstverständlich durch diese Ereignisse 'überschattet' sei.
Wenn man dagegen auf die bisher 6 (sechs!) SPÖ-Ministerwechsel der Regierung Faymann zurückblickt bzw. die dazugehörige ORF-Berichterstattung, dann weiß man, wie sehr es sich für die SPÖ auszahlt, 'ihre' Leute an den wichtigsten Stellen in der ORF-Spitze und der ORF-Information sitzen zu haben. Etwa beim Rücktritt von Norbert Darabos als Verteidigungsminister (welcher nicht nur einige peinliche Dienstrechts-Prozesse verloren, sondern das Heer insgesamt als einen echten Scherbenhaufen hinterlassen hat). Der ORF hat schwerpunktmäßig darüber als 'Wechsel von Norbert Darabos in das SPÖ-Parteisekretariat' oder auch 'Rückkehr von Darabos in die SPÖ-Zentrale' berichtet, so lautete damals offenbar das vereinbarte 'Wording'. Das Wort Rücktritt kam hier auf wundersame Weise nicht vor, geschweige denn, dass man den gescheiterten Minister etwa in der ZiB2 gewohnt kritisch zu seiner Leistungsbilanz gefragt hätte.
Und auch die letzte große Regierungsumbildung der SPÖ-Minister wurde im ORF routinemäßig und ohne große Aufregung begleitet. Normaleben würde man denken, solange man nicht den Zirkus erlebt, den der ORF jetzt aufführt. (Und solange man ausblendet, dass Stöger das mittlerweile dritte(!) Ressort leitet, wo man bei Maria Fekter übel gegen den Ressortwechsel zum zweiten Ministerium kampagnisiert hat und man ausblendet, dass die roten Gewerkschafter nicht nur einen Großteil des SPÖ-Parlamentsklubs besetzen, sondern auch drei Minister und jetzt den Präsidentschaftskandidaten stellen, woran man wiederum sieht, dass es sich für den ÖGB durchaus bezahlt macht, sich einen Kanzler zu halten).
Die ÖVP-Verantwortlichen wiederum hätten selbst wissen müssen, was die Leute in der ORF-Anstalt aus diesem Wechsel zum jetzigen Zeitpunkt machen können und auch machen werden.
Armin Wolf hat den Vizekanzler süffisant gefragt, was denn einen gelernten Lehrer dazu qualifiziere ein Ministerium zu leiten. Das habe ich persönlich wiederum 'sehr witzig' von Wolf gefunden. Witzig, weil man von Wolf in diesem Zusammenhang noch nie die Frage gehört hat, was eigenlich eine Zahnarzthelferin zur Leitung des mit rund 3,8 Milliarden Euro Budget dotieren Infrastrukturministeriums beziehungsweise zum aktuell zweithöchsten Amt in der Republik befähigt. Oder was etwa einen gelernten Maschinenschlosser zum Gesundheitsminister (!), später Infrastrukturminister und aktuell zum Sozialminister. Oder etwa einen gelernten Bürokaufmann zum Sozialminister und aktuell (offenkundig mit dürftigen Englischkenntnissen) als Kandidaten zum höchsten Amt im Staat, mit Repräsentationspflichten auch im Ausland. Alles ehrenwerte Berufe natürlich, aber der gestrigen Logik eines Armin Wolf folgend, wären diese Fragen an die Damen und Herren druchaus zu stellen. Nicht zuletzt auch an unseren aktuellen Kanzler…
Wolf hat Mitterlehner dann auch noch grinsend gefragt, wer eigentlich die Personalentscheidungen in der ÖVP treffe bzw. sinngemäß von wem er sich die Kandidaten vorsetzen lasse. Eine vergleichbare ORF-Frage habe ich wiederum in den letzten Jahren gegenüber einem Werner Faymann nie gehört, wo doch offenkundig nicht der Parteichef, sondern mittlerweile der ÖGB die SPÖ führt, die Minister 'entsendet' oder gleich das halbe SPÖ-Regierungsprogramm verhandelt und verfasst, zum Beispiel zur Steuerreform, zu den Pensionen und vieles mehr.
Während Erwin Pröll von ORF-Redakteuren als großer, dunkler Schatten in der ÖVP dargestellt wird, der alle Fäden zieht und in wiederholter ORF-Darstellung nichts lieber tut, als die Amtsträger in der ÖVP einen nach dem anderen zu desavouieren, habe ich die Namen der übermächtigen SPÖ-Strippenzieher Werner Muhm, Wolfgang Katzian oder Erich Foglar („Geld hamma wie Sand, Arbeit hamma wie Sand…“) noch nie gehört.
Im Ö1-Morgenjournal wiederum war dann die neue ORF-Angriffslinie gegen die ÖVP zu diesem künstlich aufgeblasenen Thema zu vernehmen: Mit dem Abgang der Innenministerin wäre nunmehr die ÖVP-Mannschaft auf nurmehr eine einzige Frauzusammengeschrumpft, was natürlich wirklich arg ist. Aus Sicht der Sendeanstalt.
Objektive Berichterstattung in diesem Sinne sähe dann etwa so aus, zu erwähnen, dass etwa der Frauenanteil mit 43 Prozent in der Regierung Schüssel II am höchsten gewesen ist. Wobei unter Schüssel erstmals in der zweiten Republik eine Frau Vizekanzlerin wurde, ein Frau Innenministerin, eine Frau Infrastrukturministerin und eine Frau Außenministerin – für jene, denen diese Frage besonders wichtig erscheint.
Objektive Berichterstattung sähe so wie erwähnt aus, aber wir haben hier ja die ORF-Berichterstattung.