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Andreas Unterberger (ORF2 Do, 07.04.2016, 19:30)
Zeit im Bild

Man glaubte seinen Augen und Ohren nicht zu trauen, und musste mehrmals schauen, ob das wirklich die ORF-ZiB war. Das war seit langem die erste Sendung, in der keine einzige Manipulation zu hören war. In der statt dessen alle Fakten direkt beim Namen genannt wurden.

Da war doch tatsächlich wörtlich von einer „Tschetschenen-Bande“ zu hören, die in Wien mafiaartigen Terror ausgeübt und auch IS-Symbole besessen hat. Das ist ein Ausdruck, der mit Sicherheit im ORF noch nie verwendet worden ist. Gegen diesen Fortschritt ist es geradezu eine lässliche Sünde, dass man zwar erwähnt, auch ein „Österreicher“ habe zu der Terrorbande gehört, dass man aber verschweigt, dass der aus Bosnien stammt.

Da wurde über das EU-Ukraine-Referendum in den Niederlanden absolut objektiv berichtet. Das überrascht freilich noch am wenigsten; denn der Brüssel-Korrespondent Peter Fritz fällt schon seit langem durch eine  sachliche und korrekte Linie positiv auf (sehr zum Unterschied zu seinem Vorgänger).

Da wird – zu Recht – relativ ausführlich über den weitgehenden Zusammenbruch von Venezuelas Wirtschaft berichtet. Und zumindest gegen Ende (Naja) wird auch offen der „sozialistischen Regierung“ zumindest eine klare Teilschuld (Naja) daran gegeben. Aber immerhin: Sozialismus war doch bisher im ORF die absolute Heilslehre zum Unterschied von Kapitalismus und Neoliberalismus.

Da ist man aber am meisten verblüfft, wenn man Ernst Gelegs aus Athen hört (den ich ja bisher nicht so wie Fritz in die Kategorie der journalistisch korrekten Korrespondenten eingeordnet hätte). Der spricht doch erstmals offen und sogar durchaus empört davon, dass sich unter den selbsternannten Flüchtlingshelfern im (illegalen) Lager in Piräus „Anarchisten“ befinden, die den gekommenen Arabern und Afghanen davon abraten würden, in die von den Griechen angebotenen Lager zu ziehen. Das ist absolut erstaunlich, denn bisher sind ja all diese NGO-Typen in der ORF-Berichterstattung so ehrerbietig und unterwürfig dargestellt worden, wie es die Kirche mit ihren Heiligen tut.

Erstaunlich, erstaunlich. Das einzige, was jetzt offen ist: Wer war denn da aller auf Urlaub, sodass nicht die übliche Links-Sauce über alle Texte drübergegossen worden ist?

Nachträgliche Ergänzung: Aber dann bei der Wahlfahrt war alles wieder in ORF-Ordnung: Da wurde Andreas Khol sofort als „erzkonservativ“ beschimpft, weil offenbar „konservativ“ zu wenig pejorativ ist, Rudolf Hundstorfer hingegen natürlich nicht als „erzsozialistisch“ oder „Erzgewerkschafter“, was ebenso richtig oder falsch gewesen wäre wie das nie definierte „Erzkonservativ“. Da waren dann die FPÖ und von dieser eingenommene Positionen immer das abgrundtief Böse, was den beiden Koalitionskandidaten immer gleichsam als abschreckendes Beispiel vorgehalten worden ist.

Freilich: Dafür, dass Rudolf Hundstorfer während der ganzen Fahrt einen gelangweilt-angefressenen Eindruck gemacht hat (Khol hingegen einen massiv übermotivierten), war nicht wirklich Schuld des ORF. Oder doch? Hat sich doch auch der Zuseher  immens gelangweilt und abgesehen vom Betrachten schöner Landschaftsaufnahmen immer völlig erfolglos darauf gewartet, dass irgendetwas Interessantes oder gar Witziges passiert.