Dass die bisher weitaus konkreteste Einigung auf eine syrische Waffenruhe nur wenig mehr als eine halbe Stunde vor der österreichischen ZiB bekannt geworden ist, ist wirklich eine Sauerei der Kriegsparteien. Sie mussten doch wissen, dass der ORF nicht seine (angeblich aktuellen) Nachrichten so schnell ändern kann, weshalb es in Österreichs Fernsehen über den Friedensschluss halt nur noch eine Kurzmeldung unter Ferner liefen gegeben hat. Dabei wäre auch die Spitzenmeldung thematisch durchaus zum Thema passend gewesen (zumindest in der bisher vom ORF ständig verbreiteten Logik, dass das Flüchtlingsproblem nur eine Folge des Syrienkriegs sei).
Dafür muss man konstatieren, dass sich die ORF-Linie zur Völkerwanderung offenbar fundamental gewandelt hat. Moderatur Tarek Leitner darf sogar recht fordernd fragen, warum nicht auch Deutschland Obergrenzen (ja, der ORF verwendet neuerdings auch dieses böse, von der ÖVP erfundene Wort) für die Aufnahme von "Flüchtlingen" verhängt. Erstaunlich, erstaunlich – zumindest für alle jene Österreicher, die auch nur eine Sendung des vergangenen Jahres gesehen haben, als der ORF vorderster Fahnenträger der Willkommenkultur gewesen ist.
Fazit: Professionell sind sie noch immer schwach und unflexibel; aber politisch haben sie sich als sehr flexibel erwiesen. Was fast – trotz der einjährigen Verspätung – lobenswert wäre, wenn die ORF-Wende nicht allzu auffallend exakt im Kielwasser der SPÖ-Wende erfolgen würde.