Die bösen Wiener Spitalsärzte sind beim ORF ganz offensichtlich in Ungnade gefallen. Nach einer Meldung über das vernichtende Urteil, das die Mediziner in einer Umfrage über die neue Regelung der Arbeitszeiten gefällt haben, ließ der ORF einen Experten aufmarschieren, der versuchte, das Umfrageergebnis zu zerpflücken.
Was ihm nicht gelingt.
Ernest Pichlbauer heißt der Experte, der vom ORF immer wieder als „Gesundheitsökonom“ präsentiert wird, was immer das sein mag. Der Experte tadelte, er halte „diese Art der Befragung für eher politisch“. Pichlbauer wörtlich: „Die Fragen sind sehr offen und unnormiert gestellt, sodass am Ende nur eine Meinung zu einer persönlichen Befindlichkeit herauskommen kann.“
Das ist ein besonders bemerkenswertes Argument, denn ich hatte jahrzehntelang geglaubt, dass es Ziel von Umfragen sei, Meinungen zu persönlichen Befindlichkeiten der Befragten zu ermitteln. Aber das verstehen ORF-Experten offenbar anders.
Wie vernichtend das Urteil der Ärzte ausgefallen ist, sei nur an einer Kennzahl verdeutlicht: 87 Prozent der Befragten orteten eine Verschlechterung der Situation der Patienten. Klarerweise sind die Ärzte die ersten, die Reaktionen der Patienten auf Unzulänglichkeiten zu spüren bekommen.
Wie sehr die unzufriedenen Ärzte beim ORF in Ungnade gefallen sind, lässt sich auch am Ende eines anderen langen ORF.at-Beitrages ablesen. Da wird die Wiener Ärztegewerkschaft Asklepios tadelnd als „selbst ernannt“ bezeichnet. (Link: http://wien.orf.at/news/stories/2756960/)
Auch hier hat mich der ORF von einem lebenslangen Irrtum befreit. Ich hatte geglaubt, solche Gewerkschaften seien immer „selbst ernannt“, weil sie sich bilden, um die Interessen ihrer Mitglieder zu vertreten. Da kann man vermutlich nicht darauf warten, bis man von oben her dazu ernannt wird.