Fast wie ein Märchen aus "Tausend und einer Nacht" mutete die „Flucht“-Doku im Weltjournal an. Gezeigt wurden gebildete Menschen, darunter Journalisten aus Syrien, die es zunächst nach Ägypten geschafft hatten (kein Visum nötig), also sich bereits in einem sicheren Land befanden.
Doch das reichte ihnen nicht, denn Ägypten schiebt Einwanderer dieser Art nach einer gewissen Frist nach Syrien zurück. Also entschließen sich die augenscheinlich nicht nur gebildeten, sondern auch relativ wohlhabenden Migranten zur illegalen Reise mit Schleppern nach Europa, übers Mittelmeer.
Der ORF-Beitrag bemüht sich, die menschliche Seite dieser Leute zu zeigen, warum sie – nach eigenen Angaben - geflohen sind („vor der Gewalt“). Die Reise wird fast minutiös nachgezeichnet. Wir erfahren, dass Ägypten illegal gar nicht verlassen werden kann, denn dann droht die Abschiebung oder das grausliche ägyptische Gefängnis. Scheinbar kümmern sich die lokalen Behörden dort primär um die eigene Bevölkerung und machen mit illegalen Migranten wenig Federlesens.
Wir sehen den syrischen Journalisten-Migranten samt Familie im Boot („sie hatten versprochen, dass es größer ist“). Alle gut angezogen, gepflegt, mit schönen Zähnen. Angeblich hatten sie ihre persönlichen Sachen bei einem Sturm verloren. Dennoch demonstrierte ein Sohn vor der Kamera „Stärke“ mit Muskelspiel.
Was bei den ganzen Doku-Aufnahmen eher verwunderlich wirkte: die ganze Flucht an sich. Sogar im angeblich lebensgefährlichen Boots-Transfer war die Kamera dabei. Dazwischen Interviews mit der Familie, die den „Dreck und Gestank“ an sich und anderen grauslich fanden, obwohl sie vor der Kamera durchaus gepflegt im Sinne europäischer Maßstäbe wirkten. Getränke wurden mit Wirkstoffen versetzt, um gesund zu bleiben. Es fielen zwar Sätze wie „du schläfst und jemand scheißt auf dich“, „überall Kinderpisse“ – aber die Aufnahmen zeigten nichts davon. "Live" also nur stubenrein, keine Details. Sofern es sie gibt.
„Nach sieben Tagen haben wir es endlich geschafft!“ – Ein norwegischer Tanker übernimmt die selbstbestimmten Boat-People und bringt sie nach Italien, wo natürlich alle auf sie gewartet haben. Mit Sat-Telephon wird Verbindung zur Heimat hergestellt. Aber letztlich werden sie von der italienischen Polizei festgenommen und für ein paar Tage eingesperrt. Im Endeffekt landen aber alle in einer Unterkunft des Roten Kreuzes und werden gratis aufgepäppelt.
Zuletzt erfuhren die Seher, wie schlimm es ist, in Deutschland als Fremder anzudocken. Allein die Deutschkurse sind auf viele Wochen ausgebucht. Wer hätte das gedacht. Wobei hierzulande (in Österreich) lediglich der Besuch der Kurse, nicht aber dessen Wirkung evaluiert werden. Deutschkurs ja, Deutsch sprechen - eher nein.
Natürlich ist eine solche Reise nicht lustig. Aber es wurde niemand dazu gezwungen. So schlimm die Lage in Syrien ist - aber wer bitteschön soll sich für eine Besserung der Situation einsetzen, wenn nicht die Syrer selbst? Die gezeigten Film-„Flüchtlinge“ tun dies eher nicht. Die machten ja einen auf Schicki-Micki-Flucht, begleitet von wohlwollenden Kameras. Und sahen die Aufnahme in Deutschland als quasi Selbstverständlichkeit.
Warum der ORF sich mit illegalen Einwanderern gemein macht und völlig unreflektiert über an sich strafbare und unsoziale Bewegungen berichtet, ist nicht ganz nachvollziehbar. Gute Reportage, investigativer Journalismus, ja. Aber im Staatsfunk fehlt in solchen Dkumentationen einfach die Reflektion. Denn was wir im Weltjournal sahen, war reine Werbung für illegale Einwanderung.
Was der ORF gerne vergisst: Hat nicht ein großer Teil der „Flüchtlinge“ (also nicht die im Film) bestenfalls in ihrer Heimat Pflichtschulabschluss, was hierzulande quasi mit Analphabetismus gleichzusetzen ist? Haben nicht so ziemlich alle Migranten auf ihrem Weg nach Deutschland/Österreich/Schweden mehrere sichere Länder durchquert, in denen sie weder persönlich bedroht noch von Krieg verfolgt werden? Ist nicht für den Großteil der illegalen Einwanderer lediglich eine Zukunft in Massenquartieren, die Langzeitarbeitslosigkeit und damit ein „Einkommen“ maximal mittels Mindestsicherung zu erwarten? Jugendliche, die schnell am hiesigen Wohlstand teilhaben wollen, können dies nur als Einbrecher, Autodiebe oder Drogenhändler. Weil es weder Ausbildungsplätze noch Arbeitsplätze für sie gibt. Denn 400.000 österreichische Arbeitslose und die hiesigen Ausbildungsstandards stehen dazwischen.
Trotzdem nehmen wir massenhaft Leute auf, die nichts können, am hiesigen Arbeitsmarkt kaum vermittelbar sind, dem Staat oder den Kommunen nur auf der Tasche liegen – und die Polizei in Trab halten. Und genau dafür wirbt der ORF mit Beiträgen wie diesem. Wem das nützen soll - außer vielleicht unüberlegter, gutmenschlicher Gesinnungsmanipulation - ist für realistisch Denkende nicht nachvollziehbar.