So betitelte ORF.at eine kurze Geschichte über einen im nächsten Jahr stattfindenden Prozess. Das wäre noch kein Grund für einen ORF-Watch-Beitrag. Dass um Spendengelder prozessiert wird, kommt vor. Und wenn ein prominenter Name wie Grasser – er ist nach wie vor Liebling vieler Medien – damit verknüpft ist, dann muss ein einigermaßen ehrgeiziger Journalist zuschlagen.
Was der Durchschnittsleser mit so einem Titel verknüpft, liegt auf der Hand. Wahrscheinlich hat sie sich Spendengelder unter den Nagel gerissen. Da lesen die meisten gar nicht mehr weiter.
Wer die etwas wirre Geschichte genauer studiert, was einigermaßen mühsam ist, entdeckt den Hinweis, Frau Grasser müsse in einem dubiosen Streit um Spenden bei einem Innsbrucker Zivilprozess aussagen. Unter „muss vor Gericht“ verstehen die meisten etwas anderes. Da denkt man an eine Anklage durch die Staatsanwaltschaft nach massiven Verdachtsmomenten.
So etwas ist in dieser Form aufbereitet – mit bewusster Irreführung im Titel – ist nur noch letztklassigen Boulevardmedien eine Meldung wert. Und auch das nur dann, wenn damit ein Name wie Grasser verknüpft ist. Daraus eine Geschichte mit dem Titel „Fiona Grasser muss vor Gericht“ zu konstruieren ist gelinde gesagt seltsam. Bei dem nach Selbsteinschätzung höchst seriösen ORF.at ist man möglicherweise sogar stolz auf so eine Meldung. Tatsächlich ist man auf tiefstes Boulevardniveau abgestürzt.