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Werner Grotte (radiow Mi, 18.11.2015, 19:00)
Der Mittwoch Abend mit Alexander Goebel

Radio Wien-Moderator Alexander Goebel wollte es in seiner Mittwochabend-Sendung genau wissen: „Haben wir angesichts der Lage in Europa Angst, und wenn ja, wie gehen wir damit um?“, fragte er die Hörer. Es waren durchaus konträre Meinungen gefragt, er wolle nicht nur Gutmenschen hören – eine Rarität im sonst so einseitig ausgerichteten Staatsfunk. Doch es kam noch ungewohnter: Die „anderen“ Meinungen kamen sogar ausführlich zu Wort.

So meldete sich kurz vor acht eine sehr selbstbewusste Dame, die erklärte, sie habe aufgrund ihres hohen Alters - 77 Jahre – keine wirkliche Angst mehr vor negativen Entwicklungen. Sie habe den zweiten Weltkrieg als Kind miterlebt, und auch die schlimme Zeit danach, wo man die zersplitterten Fensterscheiben in der eiskalten Wohnung mangels Glas mit Karton zupicken musste. „Es wäre uns aber nie im Traum eingefallen, deswegen zu flüchten, unsere Heimat zu verlassen“, so die Dame, die es deshalb auch nicht verstehe, „warum hier Massen junger, kräftiger Männer ins Land strömen, anstatt in ihrer Heimat für Frieden und Wiederaufbau zu sorgen“.

Sie wisse auch noch „ganz genau, wie wir damals ausg‘schaut haben. Aber wenn ich mir die 58 unbegleiteten Jugendlichen anschau‘, die heute im Servitenkloster einquartiert worden sind, alle gut genährt, modisch und fesch angezogen, dann sind da Welten dazwischen“.

Ein Psychologe, den Goebel als Gast im Studio hatte, wollte der empörten Seniorin den Wind aus den Segeln nehmen, indem er darauf verwies, dass etwa die Ostpreußen 1945 auch scharenweise vor den Russen Richtung Westen geflohen sind.

Das stimmt, war aber als Beispiel denkbar schlecht gewählt. Denn die elenden Trecks aus Ostpreußen, die unter Tiefflieger-Beschuss über das dünne Eis des Haffs flüchteten, kamen – wenn überhaupt – in meist schrecklichem Zustand durch und strandeten irgendwo, wo man sie weder wollte, noch verpflegen konnte, ganz ohne „Willkommenskultur“, Fresspakete und beheizte Zelte. Ihre Zukunft im zertrümmerten Nachkriegsdeutschland, egal ob Ost oder West, mussten sie sich hart erarbeiten.

Ob die derzeit ins Land strömenden „Refugees“ in unserem Land etwas aufbauen oder uns nur auf der Tasche liegen werden, bleibt abzuwarten.