Es ist beklemmend mitzuhören, was sich im Hirn von ORF-Moderatoren so abspielt. Das merkte man während des Mittagsjournals rund um die Pariser Tragödie. Dabei saß da eine Moderatorin am Mikrophon, die man bisher noch zur intelligenteren ORF-Hälfte gezählt hatte. Zur völligen Verblüffung des Pariser Korrespondenten fragte ihn Frau Vospernik aber intensiv danach, ob die Franzosen jetzt Wut "auf die Behörden" hätten. Als ob die Behörden die Morde begangen hätten. Ob die Franzosen hingegen wütend auf und über wen anderen sind, die Moslems etwa, - danach auch nur zu fragen verbot ihr offensichtlich die tief ins Gehirn der ORFler eingefressene linke Political Correctness.
Dafür sprach sie mehrfach ein "Versagen der Geheimdienste" an. Was ebenfalls eine ziemliche Chuzpe ist. Gar nicht so sehr deshalb, weil die französischen Geheimdienste im heurigen Jahr schon viele Attentatspläne aufgedeckt und verhindert hatten. Aber vor allem, weil haargenau der gleiche ORF immer die Speerspitze bildet, wenn es um den Kampf dagegen geht, dass etwa die österreichische Polizei oder westliche Geheimdienste irgendwelche Rechte im Kampf gegen den Terror bekämen.
Noch absurder war die Annahme der Moderatorin, dass die Terroristen ihr "Ziel erreicht" hätten, weil Frankreich jetzt den Ausnahmezustand verhängt hat. Als ob es deren Ziel gewesen ist, dass die französische Polizei jetzt beispielsweise spontan Hausdurchsuchungen bei Verdächtigen machen kann. Würde Frau Vospernik oder sonstwer im ORF vielleicht doch einmal eine Sekunde nachdenken, dann müsste auch sie das Ziel der Terroristen entdecken: Frankreich und der ganze Westen sollen sich nicht mehr der Ausbreitung des totalitären und mordenden "Islamischen Staats" in den Weg stellen. Dieses Ziel haben die Massenmörder von Paris nicht erreicht. Und werden es hoffentlich auch künftig nicht erreichen.
Bei so viel Unprofessionalität passte es auch gut dazu, dass die gleiche Sendung ein langes Interviews mit Reinhold Mitterlehner brachte - obwohl das völlig unaktuell war, weil vor den Pariser Anschlägen aufgenommen. Die ORF-Beamten haben wohl noch nie etwas davon gehört, dass professionelle Journalisten Interviews des öfteren auch wegschmeißen müssen, weil diese inzwischen von der Aktualität überholt worden sind. Professionelle Journalisten halt . . .
Freilich hätte auch Mitterlehner von sich aus beim ORF ganz offiziell sein Interview zurücknehmen müssen, wenn er ein professionelles Kommunikationsmanagement hätte. Ein professionelles Management halt . . .