Dem Großteil der Seher ist es schon lange aufgefallen: Der Unterschied, den der ORF in Interviews mit Politikern der rechten (pfui) und der linken (richtig) Reichshälfte, macht. Alles was rechts der Mitte beheimatet ist, wird von den Redakteuren des ORF ins Kreuzverhör genommen und bei jeder Aussage unterbrochen, alle Aussagen werden hinterfragt oder mit einem persönlichen Kommentar des Redakteurs goutiert – man nennt das beim ORF kritischen Journalismus. Linken Politikern gibt man dagegen die Gelegenheit, ihre Gemeinplätze abzuladen, ohne dass auch nur ein einziges Mal kritisch nachgefragt würde. Wie man das nennt sei dahin gestellt.
Ein besonders häufiger Vertreter dieses Interviewstils ist Armin Wolf, der aus seinen politischen Einstellungen kein Hehl macht und diese etwa auf Twitter und Facebook ganz klar zum Ausdruck bringt. Das wäre ihm zwar unbenommen, wäre er nur ein "normaler" Staatsbürger. Das Problem daran ist, daß er genau das nicht ist. Und das noch viel größere Problem ist es, wenn sich genau das auch in seinem Arbeit niederschlägt.
Ein anschauliches Beispiel dafür lieferte Wolf in der ZiB2 vom 4. November, als er die Nationalratsabgeordnete Susanne Winter interviewte. In Wolfs typisch selbstgefälliger Art versuchte er, Winter vorzuführen und - wie man auf gut wienerisch so sagt - zu zerlegen. Fragen wie: "Was hat so jemand wie Sie eigentlich im Parlament verloren?" sind nur ein Beispiel für den verbalisierten Hass.
Auch der Autor dieser Zeilen hat keinerlei Sympathie für Frau Winter und ihre Aussagen. Trotzdem erwartet man sich vom Moderator einer Nachrichtensendung im öffentlich-rechtlichen Rundfunk größtmögliche Objektivität und Neutralität in der Interviewführung.
Erstmals, so scheint es, ist das auch einem linken Politiker aufgefallen. Das grüne Urgestein und ehemaliger EU-Parlamentarier Johannes Voggenhuber schreibt auf seiner Facebook-Seite von “Lynchjustiz”, die “abstoßend, unmoralisch und journalistisch nicht zu rechtfertigen” sei. Voggenhuber kritisiert in seinem Posting die "lustvoll inszenierte mediale Hinrichtung der Abgeordneten zum Nationalrat". In der Zwischenzeit – man lese und staune – bekommt Voggenhuber sogar Unterstützung von zwei SPÖ-Politikern.
Nun ja, ändern wird die Kritik von Voggenhuber zwar nicht viel, was ja auch die Reaktion der ZiB-Redakteursvertretung deutlich zeigt, aber es macht doch ein wenig Hoffnung.