In der ZIB2 vom Montag 19.10. zeigte Moderator Armin Wolf im Interview mit der voraussichtlichen Präsidentschaftskandidatin wieder einmal seine gesammelte journalistische Professionalität. Er wollte unbedingt wissen, wen Irmgard Griss bisher gewählt hat, um sie nach rechts - links Schema einordnen zu können. Dies tat er mit der Begründung, dass die Öffentlichkeit Frau Griss ja kennenlernen wolle. (Man fragt ja auch jeden Menschen, den man kennenlernen möchte, wem er schon gewählt hat. Das ist bei Armin Wolf sozusagen ein normales Verhalten.)
Frau Griss meinte auf Wolfs Aufdringlichkeit hin, dass es ja ein Wahlgeheimnis gäbe und sie nicht einsehe, warum sie hier ihr Recht auf das Wahlgeheimnis aufgeben müsse. Daraufhin meinte Armin Wolf in seiner ureigenen Logik, dass er ja aus diesem Grund umgekehrt fragt - nämlich, wem sie bisher noch nicht gewählt habe. So als würde die umgekehrte Fragestellung weniger Aufgabe des Wahlgeheimnisses bedeuten.
Warum hat er sie nicht gleich nach ihrer sexuellen Ausrichtung gefragt? Das geht die Öffentlichkeit nämlich genauso viel an, wie ihr Wahlverhalten. Gutes Benehmen braucht man beim ORF offensichtlich nicht- vor allem dann nicht, wenn ein Gast nur den Anschein hat, nicht im linken Gleichschritt zu gehen.