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Andreas Unterberger (ORF2 Di, 06.10.2015, 22:00)
ZIB 2

Die Verzweiflung der SPÖ und des mit ihr engst verbündeten ORF zeigte sich auch noch einen Tag nach der Wiener Wahldiskussion. Der ORF versuchte, den Megaschaden wieder gutzumachen, den die Erwähnung der Kündigung einer christlichen Mitarbeiterin durch die städtischen Kindergärten ausgelöst hat. Durch Wortklauberei wurde in einem sogenannten Faktencheck versucht, das beschämende Verhalten der Rathaus-Genossen zu einem Fehler des FPÖ-Obmannes zu machen.

Dabei agitierte sich der ORF aber selbst noch mehr in die Peinlichkeit hinein, als er das schon am Vortag durch die extrem einseitige Diskussionsleitung geschafft hat. Diese hat allerdings das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung erzielt: Denn wenn nicht nur vier andere Parteichefs, sondern auch noch der Moderator über den FPÖ-Chef herfallen, dann erweckt das auch in politisch ahnungslosen Zuschauern primär das Gefühl extremer Ungerechtigkeit und Einseitigkeit.

Auch uns liegt eine Kopie des schriftlichen Protokolls des eher an die Gestapo als an ein sachliches Gespräch erinnernden Verhörs der Kindergärtnerin durch die Gemeindebeamten vor. Und das ergibt ein ganz anderes Bild als der manipulative Bericht des ORF, mit dem man Rotgrün nachträglich beispringen wollte. Eindeutige Tatsache ist: Der Frau ist bei diesem Verhör, das dann zu ihrer Kündigung geführt hat, sehr wohl massiv rügend vorgehalten worden, dass sie den Kindern das Weihnachtsfest erklärt hat. Das einzige, was nicht nachweisbar ist und worauf sich Rotgrün und ihre Amtsverteidiger vom ORF berufen können: Dass die Frau NUR wegen der Erklärung des Weihnachtsfests gekündigt worden ist.

Für diese Entscheidung mag es auch andere Gründe gegeben haben, die sich nicht in diesem Protokoll finden. Aus diesem gewinnt man freilich primär den Eindruck, dass die Frau von  Kolleginnen und Vorgesetzten massiv gemobbt worden ist. Und dass wie fast in jedem ähnlichen Fall dann versucht wird, den Eindruck zu erwecken, der Gemobbte sei eigentlich selber an seinem Los schuld.

Die der Frau gemachten Vorwürfe fasst der ORF in seinem Faktencheck summarisch mit dem Vorwurf zusammen, dass die Frau auch ihren Kolleginnen gegenüber christlich aufgetreten sei. Das ist im Wien von Rot/Grün/ORF jetzt offenbar schon ein Kapitalverbrechen.

Der Rotgrünfunk hätte dieses Verbrechen auch noch mit einer anderen – nicht erwähnten – Passage des Verhörs unterstreichen können. In dieser gibt die Frau offen zu, „nicht klar“ damit zu kommen, dass sie Kinder beim Masturbieren auch noch streicheln hätte sollen. Was bei dieser Gemeinde offenbar zu den Dienstpflichten einer Kindergärtnerin gehört.

Mit keinem Wort wird auch erwähnt, dass die Empörung über diese Kündigung in der Diskussion keineswegs nur von H.C.Strache gekommen ist, sondern dass dieser dabei auch vom VP-Chef Juraczka unterstützt worden ist. Freilich: Wenn der ORF auch Juraczka attackiert hätte, wäre der „Faktencheck“ noch lächerlicher dagestanden. Vor allem gefährdet derzeit nicht Juraczka die rote Vormacht, sondern nur Strache. Daher befasst man sich nicht mit dem VP-Mann, auch wenn er dasselbe sagt.

Der eigentliche Skandal ist und bleibt aber: Einer Kindergärtnerin wird im rotgrünen Wien eindeutig zum Vorwurf gemacht, dass sie Kinder „über die Bedeutung des christlichen Weihnachtsfestes aufgeklärt“ habe. Bis heute hat sich kein Beamter oder Politiker dieser Stadt öffentlich dafür entschuldigt. Sondern man lügt oder verschanzt sich hinter dem Allerweltsvehikel Datenschutz.

Die allergroteskeste Fehlleistung bei diesem „Fakten(!)check“ hat der ORF aber durch die filmische Illustration geliefert. Denn er zeigt dabei Szenen von einer – Nikolofeier, also von etwas, was absolut nicht das Geringste mit Weihnachten zu tun hat, außer den Monat Dezember. Nikolo wird Anfang Dezember, Weihnachten hingegen Ende Dezember gefeiert. Die ORF-Dummköpfe haben offensichtlich auch nicht einmal gewusst, dass der Nikolo in der österreichischen Tradition immer eine Bischofsmitra trägt, der amerikanische Santa Claus (der sich bisweilen auch in heimische Kaufhäuser verirrt) hingegen immer eine rote Zipfelmütze.

Freilich woher soll ein ORF-Genosse auch wissen, was eine Bischofsmitra ist . . .

Von nichts eine Ahnung haben, aber im Dienste der SPÖ den beiden bürgerlichen Parteien durch einen „Faktencheck“ ans Bein pinkeln: Das ist in einem Satz die öffentlich-rechtliche Objektivität des ORF. Insbesondere in Wahlkampfzeiten. Insbesondere, wenn man um einen roten Sitz im Stiftungsrat bangen muss.