Wer die Wahlsendung im ORF mit verfolgt, dem muss angst und bange werden. Das liegt freilich weniger an der ziemlich holprigen Berichterstattung mit sich permanent versprechenden und stotternden ORF-Reportern in den Parteizentralen, als vielmehr an den Interviewten selbst. Egal ob ÖVP, SPÖ oder Grüne, alle wirkten matt, ausgebrannt und demotiviert. Sie wiederholten gebetsmühlenartig, dass die Flüchtlingsproblematik alle anderen Themen überlagert habe und gestanden damit gleichzeitig ihre Hilflosigkeit und Überforderung in dieser Frage ein.
Der Flüchtlingsstrom sei eine Naturgewalt, auf die man keinen Einfluss habe, so ihre zentrale Aussage. Dass genau diese Einstellung, diese poltische Lethargie zu den großen Verlusten bei SPÖ und ÖVP geführt haben, scheint man erfolgreich zu verdrängen. Denn die Oberösterreicher haben die Handlungsunfähigkeit und Inkompetenz der Bundes- und auch der Landesregierung abgestraft. Auch wenn man permanent versucht hat, diese Hilflosigkeit als Menschlichkeit zu schönzureden. Was wiederum nichts anderes heißt, dass man einem Drittel der Oberösterreicher unterstellt, Unmenschen zu sein, weil sie FPÖ gewählt haben.
Man hat aus dem Wahlergebnis offenbar nichts gelernt und will weitermachen wie bisher. Da passte es gut ins Bild, dass sich Grünenchefin Eva Glawischnig sofort für eine Koalition von ÖVP, SPÖ und Grünen stark gemacht hat. Man hängt verzweifelt am Zipfel der Macht. Natürlich kamen die Wahlverlierer und die Grünen mit ihren ewig gleichen Stehsätzen, Phrasen, die wirklich niemand mehr hören will und den immer gleichen fadenscheinigen Begründungen durch, weil die ORF-Journalisten nicht nachhakten, nicht kritisch nachfragten. Was sogar verständlich ist, denn mit den Verlusten von SPÖ und ÖVP sinken auch die Macht und die Bedeutung des ORF. Mein leidet mit den Wahlverlierern mit. Die ORF-Wahlsendung war ein äußerst ernüchterndes Sittenbild der heimischen Politik und des heimischen Journalismus.