Nordlichter über Österreich sind ein Phänomen, das man häufiger zu sehen bekommt. Vergangenen Mittwoch saß im ZiB2 Studio ein Gast, der selbst Armin Wolf zu links und zu politisch-korrekt war. Klingt nach billigem Fantasy-Roman, ist aber tatsächlich passiert. Die Alt-68er Koksnase Konstantin Wecker durfte zur besten Sendezeit seinen neuesten Tonträger und sein aktuelles Büchlein promoten, Werbung für unkontrollierte Zuwanderung machen, die Schlechtigkeit der Österreicher/Deutschen beklagen und ranzige Sponti-Sprüche ablassen. Als Dank dafür gab es vom ORF einen aufwendigen Werbetrailer für Wecker und seine käuflich erwerbbaren Produkte. Das anschließende Gespräch mit Armin Wolf bewegte sich, passend zur knallbunten Kindergarten-Holzperlenkette um Weckers Hals, auf einem unterirdischen intellektuellen Niveau.
Wecker träumte von der Abschaffung der Grenzen, also der Abschaffung des Nationalstaates, damit wirklich alle Menschen von Islamabad bis zu den Favelas in Lateinamerika problemlos zu uns strömen können und die Welt fortan zu einem globalen bunten Multikultiparadies werde. Wecker dichtete, bescheiden wie er ist, in Anlehnung an Martin Luther King: „Ich hab‘ einen Traum. Wir öffnen die Grenzen und lassen alle herein…“ Das war selbst Armin Wolf etwas (aber wirklich nur etwas) zu viel und er merkte an, dass da viele Österreicher – er selbst natürlich ausgeschlossen - etwas dagegen haben könnten. Knallhart dieser Top-Interviewer Wolf. Tiefer bohrte er nicht, damit die wunderschöne Multikulti-Seifenblase von Wecker nicht zerplatzt. Das kann man einem Konstantin Wecker und den Armin-Wolf-Groupies vor den Bildschirmen schließlich nicht zumuten.
Wolf lieferte damit jedenfalls das richtige Stichwort für den überaus besorgten Wecker, um einmal mehr über die völlig verblödeten, rassistischen und xenophoben Österreicher und Deutschen herziehen zu können. Und wenn man schon beim Auskotzen ist, kann man auch gleich gegen die „unmenschliche“ und „neoliberale“ deutsche Politik gegenüber den armen Griechen wettern. Wecker hat damit bewiesen, dass sich sein Weltbild, seine Analysefähigkeit und sein argumentatives Repertoire auf Empörung, Beschimpfung und abgestandene Phrasen und Begriffe, von deren wahren Sinn und Bedeutung er offenbar keinen blassen Dunst hat, beschränkt.
All diese linken Banalitäten und postpubertären Ansichten, von denen das Internet, die sozialen und die Mainstreammedien täglich nur so überquellen, präsentiert Wecker in gewichtigem und oberlehrerhaftem Ton als die weltbewegenden Erkenntnisse eines großen Denkers. Und weil Wolf nicht ernsthaft nachhakt, nicht nachbohrt und nichts hinterfragt, kommt Wecker mit seinen abgestanden Phrasen, seinen lächerlichen antikapitalistischen Verschwörungstheorien und gefährlichen Ansichten und Vorschlägen davon.
Konstantin Wecker ist geistig irgendwann zwischen 1968 und 1975 steckengeblieben. In seinem kleingeistigen linken Schrebergarten fühlt er sich sichtlich wohl, was sich draußen vor der Tür abspielt, scheint er nur sehr schemenhaft wahrzunehmen. Deshalb schwelgt er auch, wie so viele seiner zunehmend seniler werdenden 68er Gesinnungsgenossen, in der guten alten Zeit und schimpft auf die dumme und biedere Jugend von heute. Er träumt noch immer von der Weltrevolution, vom Wiederkehr des Kommunismus, macht für alles Böse auf dieser Welt und für alles, was seinen geistigen Horizont übersteigt, die „Neoliberalen“ verantwortlich und wähnt sich angesichts dieser „exklusiven“ Geisteshaltung dem dumpfen Durchschnittsbürger moralisch und intellektuell weit überlegen. Eine tragische Figur.
Weckers ZiB2-Auftritt war ein Lehrstück. Er und sein Stichwortgeber Wolf haben uns sehr drastisch vor Augen geführt, welche Art von Menschen, welche Denke und welche Geisteshaltung für das derzeitige Chaos, Elend und den Niedergang Europas verantwortlich sind und wie uneinsichtig, egoistisch und schlicht dumm die Weckers dieser Welt sind. Von ihnen ist außer blankem Zynismus nichts mehr zu erwarten. Sie sitzen breit und fett auf dem Karren, den sie selbst in den Dreck gefahren haben und beschimpfen und verachten all jene, die versuchen ihn mühsam wieder herauszuziehen.
Manchmal kann sogar eine ORF-Nachrichtensendung informativ und lehrreich sein.