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Werner Grotte (ORF2 Di, 21.04.2015, 21:05)
Report

Nach dem Staatsorgan „Wiener Zeitung“ ist nun auch der ORF auf den „Shisha“-Zug aufgesprungen: Statt im Namen der eingesessenen Gastronomie das bevorstehende, generelle Rauchverbot zu hinterfragen, focussiert man die Problematik auf die hauptsächlich von Einwanderern betriebenen und frequentierten „Shisha-Bars“ oder „-Lounges“. Für jene, die nicht wissen, was das ist: In solchen Lokalen oder Klubs wird ausschließlich Wasserpfeife geraucht; ein in unserem Kulturkreis bisher eher unüblicher Genuss.

Brachte schon die Wiener Zeitung in jüngster Zeit gleich zwei  große Aufmachergeschichten (und damit massive Werbung) für die Orient-Qualmer, hat sich der ORF, ganz linientreu, nun mit einem Report drangehängt. Quintessenz aller Geschichten zum Thema: die Schaffung einer Ausnahmeregelung für die Shisha-Betreiber, da ja ach so viele junge Migranten hier großen Innovations- und Integrationsgeist bewiesen hätten, indem sie statt in Kebab-Buden lieber in Morgenland-Flair investierten.

Dabei weiß niemand wirklich, wie viele solcher Lokale es tatsächlich gibt. In der Fachgruppe Gastronomie der Wirtschaftskammer gelten die Shisha-Wirte in Relation zu den sonstigen Mitgliedern als Exoten. Kenner der Wasserpfeifen-Szene wollen wiederum von etwa 250 solcher Lokale allein in Wien wissen. Da ein guter Teil davon aber als Keller-Klub oder -Verein geführt wird, sind diese Bars auch in keiner Kammer registriert (und zahlen auch keine Kammerumlage).

Im Gegensatz zur Staatszeitung, die Shisha-Rauchen mehr oder weniger als „gesund“ gegenüber anderen Rauchgewohnheiten  anpries,  ließ wenigstens der Report einen Mediziner sprechen, der klar stellte, dass der durch das Wasser fast ungefiltert in die Lungen strömende Rauch besonders schädlich sei. Junge Shisha-Besucher erklärten wiederum, dass „heute eh schon alles im Leben gefährlich ist, ob‘st jetzt am Gehsteig einen Kilo Feinstaub einatmest oder irgenwelche unbekannten  Gifte im Essen in dich hineinstopfst“. Und im Grunde „müsse das halt jeder selbst entscheiden, wenn er erwachsen ist“.

Kluge Sätze – die aber auch auf so ziemlich alle anderen Lokale anzuwenden sind. Warum etwa wird keine Ausnahmeregelung für Zigarrenraucher-Klubs propagiert? Oder für kleine Lokale unter 45 Quadratmeter, deren Klientel sich unisono zum Rauchen in Gesellschaft bekennt? Oder für alle größeren Lokale, die sehr viel Geld in den gesetzlich geforderten Umbau in strikt getrennte Raucher- und Nichtraucherbereiche investiert haben? Oder für die Raucher von E-Zigaretten? Oder für die vielen Vereine oder Zeltfeste? Allein die Feuerwehr hat bereits massiven Widerstand angekündigt: Man lasse sich im Mannschaftsbereich das Rauchen sicher nicht verbieten, so ein Kommandant.

Natürlich würden viele der meist jungen Shisha-Bar-Betreiber ihr in gutem Glauben in die bisher geltenden Gesetze investiertes Geld verlieren, sollte das ab 2018 angekündigte absolute Rauch- und Qualm-Verbot halten. Aber das steht dem Großteil aller in irgendeiner Weise mit Gastronomie verbundenen Unternehmer bevor. Das Argument, im Ausland habe das alles auch reibungslos funktioniert, stimmt ja auch nur teilweise. Nicht alle nationalen Gesetze verbieten das Rauchen auch im Vereins- oder privaten Veranstaltungsbereich. Und in Italien etwa wurde das Rauchverbot mit schlichter Gewaltandrohung durchgesetzt: Die Carabinieri kamen in jedes Lokal und erklärten dem Wirt, sollten sie hier einen Raucher erwischen, würde sowohl er als auch der rauchende Gast streng bestraft, berichten etwa Südtiroler Hoteliers. Das zeigte natürlich Wirkung.

Aber in Österreich? Haben wir genug Polizisten, um ein Rauchverbot zu exekutieren? Oder sollen dazu eigene Beamten eingestellt werden, ähnlich den Parksheriffs? Setzt die Regierung vielleicht auf Denunzianten – mit einer Art „Kopfgeld“ für jeden erwischten Raucher? Als einzige Partei hat übrigens die FPÖ angekündigt, im Falle eines Wahlsieges dieses Gesetz umgehend kippen zu wollen.