Das Song Contest-Jubelportal des ORF im Internet offenbart in seinen zahlreichen Artikeln immer wieder sprachliche Höhenflüge (im ORF-Jargon würde man sagen Highlights). So scheint es Vorgabe zu sein, in den Titeln möglichst viele englische Vokabel einzubauen, etwa Public Viewing in ganz Österreich, Livestream und Ticker zum Vorentscheid, Das Zittern vor der großen Show, Die neuesten Stories oder Coaches: „Dranbleiben und kämpfen“. Dass der Begriff Public Viewing in Großbritannien primär mit öffentlicher Leichenaufbahrung bzw. einem Begräbniszug in Verbindung gebracht wird, scheint die Sprachexperten des ORF noch immer nicht zu stören.
So wundert es auch nicht, dass sich in erwähntem Public Viewing- Artikel, der ganze 35 Zeilen lang ist, zehn Mal besagtes Begräbnis-Vokabel findet. Und natürlich etliche Male der schöne Begriff Event respektive die noch schönere deutsch-englisch vermangelte Steigerungsform Riesenevent. Da fallen Schreibfehler wie tritt beim der Vorausscheidung zum Song Contest erstmals auf schon gar nicht mehr wirklich ins Gewicht.
Auch die Botschaften der angehenden jungen Künstler, die heute Abend erstmals um das Finalticket zum Wettsingen rittern, muten teils etwas skurril an. So erzählt der Salzburger Sänger Renato Unterberg in etwas holprigem Deutsch, „Das Grundfeeling, was Liebe, Toleranz und Respekt anbelangt, das der Song Contest durch Conchita Wurst bekommen hat“ sei der Beweggrund gewesen, nach einer ersten Absage doch noch mitzumachen. Wie lieb. Messias Wurst. Nur böse Zungen würden behaupten, Musiker würden in erster Linie am Song Contest teilnehmen wollen, um reich und berühmt zu werden.
Wobei fraglich erscheint, ob eine Teilnahme oder sogar der Sieg bei dieser Veranstaltung allein ausreicht, um die Karriere wirklich in Schwung zu bringen. Von Conchita Wurst etwa hatte man vor dem Song Contest nicht viel gehört. Und seit dem Sieg in Kopenhagen im Mai des Vorjahres gibt es Lebenszeichen von ihm/ihr häufiger im Werbefernsehen als musikalisch. Die erst Mitte November veröffentlichte Nachfolge-Nummer Heroes etwa landete zwar kurzfristig auf Platz vier der austriancharts.at, eine Woche später grundelte man aber bereits auf Platz 46 herum, derzeit ist es Platz 66.
Im Ernstfall kann man seinen Kummer oder das Lampenfieber ja ersäufen. Zitat aus Das Zittern vor der großen Show: Auf Flüssiges schwören auch die fröhlichen Mädels von The Su’sis. „Sekt hilft immer“, verraten sie ihren gar nicht so geheimen Tipp. Na dann - baba Lackerl!