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Werner Reichel (ORF1 Sa, 03.01.2015, 18:40)
Newton

Das ORF-Magazin beschäftigt sich mit Gewalt, wie sie entsteht und wie man mit ihr umgeht. Im ersten Beitrag geht es darum, sie zu verhindern. Denn das, so der ORF, könne man erlernen. In einem Lehr-Filmchen mit Laiendarstellern wird eine U-Bahnszene gezeigt. Drei Burschen – selbstredend allesamt österreichischer Herkunft – pöbeln zwei Mädchen und einen Burschen an. Das Ganze mit so realtitätsnahen Aussagen und Dialogen wie, „Ich mach aus dein G‘sicht Semmelbröseln“.

Es wird gestoßen und geschrien und nur ein Mitarbeiter der Wiener Linien in Leuchtweste verhindert Schlimmeres. Als sie ihn sehen, sind die Schlägertypen plötzlich ganz handzahm. Sozialarbeiter-TV auf Rosamunde Pilcher Niveau. Aber es wird noch übler.

Durch unüberlegte Reaktionen des potentiellen Opfers  kann die Lage eskalieren. Und das muss doch nicht sein, sagen der ORF und die unvermeidliche Expertin. Das kennt man, der eigentlich Schuldige ist das Opfer, hätte es auf sein Gegenüber nur richtig reagiert. Weil der Staat bei einer seiner wichtigsten Aufgaben, dem Schutz seiner Bürger, immer öfter versagt, wälzt man die Verantwortung eben auf die Betroffenen ab. Die sollen gemeinsam mit dem Gewalttäter ein Lösung erbarbeiten (wie kommen sie eigentlich dazu?). Die Expertin erklärt den Zusehern, wie man sich devot verhält (nicht in die Augen schauen, etc.) um nicht verprügelt zu werden. In diesem lächerlichen Filmchen kann man den traurigen und desaströsen Zustand und die Verfasstheit des europäischen Selbstverständnisses sehr schön erkennen. Man kann, darf und muss (in gewissen Fällen) mit Gewalt auf Gewalt reagieren. Alles andere ist weltfremdes Gutmenschengeschwafel.

Ein weiterer toller Tipp der Expertin, Aggressoren und umstehende Menschen in ein Gespräch zu verwickeln. Zum Beispiel, wie das letzte Fußballspiel gelaufen ist. Weil Gewalttäter generell Fußballfans sind und natürlich auf so eine lächerliche Ablenkung reinfallen würden. Vorurteile haben immer nur die anderen. Aber zumindest im ORF funktioniert‘s. Im zweiten Filmchen löst sich dank der pfiffigen Verhaltenstipps die selbe Situation in Wohlgefallen auf und man diskutiert über David Alaba und den Fußball.

Wow, am Küniglberg scheint man tatsächlichen in einem in sich geschlossenen Universum zu leben. In dieser idealen Welt haben linke Geistes- und Sozialwissenschaftler tatsächlich recht und stets Lösungen parat. Hier löst sich mit Dialog, Verständnis, Nachgiebigkeit und sozialer Gerechtigkeit alles in Wohlgefallen auf. Wenn man mit einem fetten ORF-Gehalt irgendwo in den besseren Gegenden Wiens lebt, glaubt man das vielleicht tatsächlich. Da hat man ganz andere Feindbilder. Zum Beispiel die Kirche. Deshalb beginnt der nächste Newton-Beitrag zum Gewaltschwerpunkt mit einem Kirchenkreuz in Großaufnahme. Dazu die Stimme aus dem Off: „Das ehemalige Caritasheim (…)“

Es geht um Gewalt gegen Kinder und Jugendliche. Man hätte natürlich genauso gut ein SPÖ-Logo einblenden und ein Kinderheim der Stadt Wien zeigen können, wo es wesentlich brutaler zugegangengen ist. Hätte man. Jetzt ist mein Bedarf an dümmlicher Gutmenschenpropaganda endgültig gedeckt und ich schalte weg. Gott sei Dank machen das immer mehr ORF-Zuseher.