Betroffene Mimik und eine noch betroffenere Anmoderation: "Das hätte man [Pause] lange Zeit nicht für möglich gehalten..." Als Zuschauer der gestrigen ZiB bekommt man fast eine Gänsehaut, was war passiert? Ist in Wels das Kalifat ausgerufen worden? Haben die Gewerkschafter und der von ihnen geführte Bundeskanzler eingesehen, dass unser Pensionssystem sehenden Auges gegen die Wand fährt?
Nein! Schlimmer! In Frankreich ist der Vize-Gott-sei-bei-uns zurückgekehrt (der Chef-Gott-sei-bei-uns für alle Gesinnungs-Journalisten ist übrigens Italiener...)! Der ehemalige Präsident Nicolas Sarkozy kehrt in den politischen Ring zurück und wurde zum neuen, alten Chef seiner Partei gewählt. Der ORF-Originaltext dazu "…der von einem Skandal in den nächsten stolperte und politisch eigentlich schon tot war..." Was folgt ist ein Bericht, der klingt als wäre er direkt vom Sekretär der französischen Sozialistischen verfasst worden. Mit keinem einzigen Wort, nicht einmal in einer Nebenbemerkung wird aber erwähnt, dass sich Frankreich seit Amtsantritt des von den meisten Journalisten als sozialistischer Heiland stilisierten Francois Hollande, in einer schweren Krise befindet. Hollande und seine Sozialisten sahen es ja gleich nach Amtsantritt als ihre dringendsten Prioritäten, die meisten Reformen aus der Sarkozy-Zeit wieder zurückzudrehen oder zu verwässern – da kommen einem Österreicher irgendwie die Jahre 2007, 2008 in den Sinn. Eingeführt wurde etwa – getreu der sozialistischen Heilslehre – eine horrende Vermögenssteuer (die ‚Süddeutsche‘ dazu: „Mit Steuersätzen von bis zu 75 Prozent treibt die sozialistische Hollande-Regierung reiche Franzosen nach Belgien.“), als Mittel gegen die schwächelnde Wirtschaft wurde öffentlich überlegt, den Unternehmen zu verbieten (!) in Konkurs zu gehen und Monsieur le President selbst lässt wenig Gelegenheiten aus, sich selbst und sein Land lächerlich zu machen (die Stichworte dazu lauten ‚Krawattenaffäre‘, Valérie Trierweiler etc. etc).
Dass das österreichische Staatsfernsehen, nicht darüber berichtet und Monsieur Hollande offensichtlich medial schont, während ja sozusagen über jede schiefsitzende Krawatte von Sarkozy hergezogen wurde, beweist nur einmal mehr dessen auffällig hohe sozialistische Affinität.
Der aktuelle Präsident Francois Hollande jedenfalls hat mittlerweile die historisch schlechtesten Vertrauenswerte seiner Landsleute, und diese noch dazu in ebenfalls historisch rasanten Tempo erhalten. Zumindest das ein Lichtblick für jeden vernunftbegabten Menschen.
DAS ist das momentane politische Umfeld in Frankreich, von dem sich das Alphatier Sarkozy offenbar veranlasst fühlt, an die Spitze des Landes zurückzukehren und zu versuchen, das wirtschaftliche Ruder wieder herumzureissen. Aber in diesem Kontext kann, darf und will der ORF die als ‚Wiederauferstehung eines Zombies‘ verkündete Rückkehr von Sarkozy nicht berichten.
PS: im letzten französischen Wahlkampf und ganz zu Beginn seiner Amtszeit, zeigte sich ein gewisser Werner Faymann gerne und oft mit Francois Hollande. Man hat unseren Kanzler aber komischerweise schon länger nicht mehr in der Nähe von Hollande gesehen, zumindest im ORF nicht.