„Weißer Rassismus, schwarzer Widerstand“ verlautete das Ö1-Mittagsjournal in seiner Ankündigung für das Journal Panorama zum Thema USA-Krawalle um 18.25. Dort ging es dann richtig tendenziös zur Sache. Eine Ö1-Reporterin hatte sich nach Ferguson begeben, um Ursachen und Folgen der landesweiten Unruhen näher zu prüfen. Sollte man glauben. Tatsächlich wurde es ein Lobgesang an die armen Schwarzen, die allesamt ungerecht und brutal verfolgt würden, von böser weißer Polizei, Politik und Justiz.
Und leider – keine Details zum Tod des Mike Brown und dem umstrittenen jüngsten Gerichtsurteil, das den verantwortlichen Polizisten von einer Anklage enthob. Genau das wären aber echte Neuigkeiten gewesen, die die bis heute recht undurchsichtige Angelegenheit besser verständlich gemacht hätten. Schade um die teure Dienstreise auf Steuerzahlers Kosten.
Denn die Fragen, was am 9. August in Ferguson tatsächlich passiert ist, warum der Polizist Darren Wilson geschossen hat, was der 18-jährige Mike Brown dazu tat – und vor allem, was ein Gericht nun dazu bewegt, den heiklen Fall gar nicht erst zur Anklage zu bringen, stehen ja nach wie vor weitgehend unbeantwortet im Raum. Das alles einfach mit "Rassimus" abzutun, scheint ein wenig billig. Doch da hätte die Ö1-Reporterin ja recherchieren müssen. Da war es viel einfacher, sich dem allgemeinen linken Geheul anzuschließen und sich ein paar Schwarze zu suchen, die ins Mikrophon erzählen, wie ungerecht sie behandelt werden.
Man hörte 18-jährige, die erzählten, schon viermal von der Polizei festgenommen worden zu sein. Natürlich nur, weil sie schwarz sind. Man hörte Mütter, die schworen, ihre Söhne seien unschuldig von der Polizei eingesperrt worden, weil die würden doch nie einer Fliege etwas zu leide tun. Es wurde sogar behauptet, dass die (mehrheitlich weiße) Polizei in Ferguson und Umgebung bevorzugt farbige Autofahrer kontrolliert („acht von zehn!“) und ihnen geschmalzene Strafzettel aufbrummt. Diese könnten dann oft nicht bezahlt werden, weil die Schwarzen ja vielfach arm seien, was eine Gefängnisstrafe nach sich ziehe. Das wiederum hätte böse soziale Folgen, etwa keine Chance mehr auf eine Karriere bei der US Army oder auf Studentenkredite. Aus der amerikanische Traum.
Um der journalistischen Objektivität wenigstens irgendwie gerecht zu werden, durfte auch der (weiße) Ex-Bürgermeister von Ferguson reden. Er erklärte, ihn habe in 23 Dienstjahren nur eine einzige Beschwerde über angeblichen Rassismus erreicht – und die habe ein Geschäft und nicht die Behörde betroffen. Er erklärte auch, dass in Ferguson, wo ohnehin viele Schwarze leben, noch mehr Schwarze aus dem Umland zum Einkaufen in die zahlreichen hier angesiedelten Einkaufszentren kommen – natürlich mit dem Auto. Und da könne man bei zehn kontrollierten Kfz schon auf ein Verhältnis 8:2 schwarzer zu weißer Lenker kommen. Zudem würden primär Fahrzeuge kontrolliert, deren Kennzeichen abgelaufen seien – auch das betreffe offensichtlich mehrheitlich Schwarze.
Doch damit ist kein (linker) Staat zu machen, und deshalb kehrte man rasch wieder zurück ins Rassismus-Fahrwasser, wo Farbige das Gericht beschimpften und die Anklage des Polizisten wegen Mordes fordern durften. Zuletzt wurde auch noch Präsident Barack Obama bemüht, der (unter anderem) davon gesprochen hatte, dass man im Zusammenleben zwischen Schwarz und Weiß schon viel erreicht habe, es aber noch etliche Probleme zu lösen gebe. Ja, allerdings friedlich, wie Obama klar hinzufügte.
Und wie wir wissen, waren die Reaktionen der Demonstranten weder im August noch den letzten Tagen friedlich. Es wurde geschossen, geplündert, ja sogar Häuser und Autos angezündet. Brandstifter (und Pferdediebe) hängte man in den USA vor noch nicht allzu langer Zeit noch ohne Verfahren einfach auf. Aber es wirken hier paradoxe linke Mechanismen wie hierzulande bei den Donnerstags-Demos oder den Akademikerball-Krawallen. Täter werden zu Opfern stilisiert, Tatsachen verdreht und allfällige Gewaltorgien als legitimer Widerstand gegen ein ganz böses System gesehen. Dazwischen hat seriöse Berichterstattung dann kaum noch Chancen. Schon gar nicht im ORF, der das Paradoxon ja erst (mit)verursacht.