Andreas Rebers gehört neben Dieter Nuhr zu den ganz wenigen Kabarettisten im deutschsprachigen Raum, die man noch ernst nehmen kann. Mit ihnen kann man noch (oft bitter) lachen, weil ihre Kritik und ihr Witz über die öde linke Kollektivmeinung, die ansonsten auf den Kleinkunstbühnen vorherrscht, hinausgehen. Auch Rebers ist, so wie 99,9% der Kleinkünstler, mehr oder weniger links. Allerdings kein unkritischer und kein rückgratloser. Er nimmt auch gerne den politisch-korrekten Zeitgeist und seine Jünger ebenso wie den Islam aufs Korn. Besonders schön macht er das in seinem Lied „Wir reiten auf Kamelen durch Berlin“.
Überraschend und erfreulich, dass dieses Lied ausgerechnet in der Ö1-Kleinkunstsendung Café Sonntag, bei der Oliver Baier die deutsche Liedermacherin und Dichterin Dota Kehr interviewt hat, eingespielt wird. Dass weder Baier noch Kehr nach Rebers Lied, wie das sonst in der Sendung üblich ist, irgendein lobendes Statement zu ihrem Kleinkunstkollegen abgegeben haben, ist angesichts des Textes nicht verwunderlich. Rebers beschreibt darin genau diese politisch-korrekte Latte-Macchiato-Altbau-Bobo-Schicht, deren politische Ansichten vor allem auf einem modernen Lebensgefühl und einem substanzlosen Allerweltssozialismus beruhen. Man geht ins Arthousekino, isst vegan, macht Städtereisen, liest die Zeit oder taz und ist politisch weit links (ohne je einen Marx gelesen zu haben). Kehr spricht mit ihren Liedchen genau diese Zielgruppe und ihr Lebensgefühl an. Ob Baier oder irgendein Ö1-Redakteur, wer immer dieses Lied für diese Sendung ausgewählt hat: Gratulation. Selbstkritik kommt in diesen Kreisen ja sonst eher selten vor.