Die ZIB-Redaktion erkundet Europas Wirtschaft. Nach zig Jahren Krise scheint es sich herumgesprochen zu haben: Es gibt „düstere Begleiter“ für die Wirtschaft. Die Konjunkturprognosen!
Ich übersetze: Nicht etwa die unfähigen Politstars sind schuld, sondern die „Prognosen“. Wären die „Prognosen“ gutmütiger, dann stünde ja neuen Schulden nichts im Wege. Dass mitunter das Versagen des politischen Managements eine Teilschuld haben könnte, bleibt vorsorglich unerwähnt. Die „Prognosen“ sind die Spielverderber, so lehrt der Staatsfunk.
Jetzt muss man sich aber nicht sorgen. Denn: Österreich ist keine Ausnahme, was eben die „Prognosen“ betreffe. Schön: Wir sind nicht allein.
Es wäre nicht der ORF, wenn nicht im Sinne des Bildungsauftrages Hoffnung versprüht werden würde. Was tun? Man zaubert einen „Wirtschaftsweisen“ (Originaltitulierung!) aus dem Hut. Dass der Wirtschaftsweise „gewerkschaftsnah“ ist, wird mehrfach betont, ebenso, dass er eben ein „Weiser“ ist. Der Zuseher ist also hinlänglich eingestimmt, dass ihm nunmehr ein „gewerkschsaftsnaher Weiser“ das Rettungskonzept für die strauchelnde Wirtschaft erläutert. Das Rezept des Weisen ist so einfach, wie genial: Mehr Schulden. Der Weise liefert auch eine nobelpreisverdächtige Begründung: Wenn der Staat Schulden macht, dann kann er wieder Geld investieren. Die Moderatorin ist jetzt sichtlich erregt: Mehr Investitionen könnten Arbeitsplätze schaffen? Der Weise überlegt und offenbart: „So ist es.“
Die Moderatorin neigt demütig den Kopf vor dem Weisen und dann kommt die nächste Beitragssequenz: Irgendein deutscher Politiker ist gegen neue Schulden. Für den Zuseher ist jetzt klar: Ein reaktionärer Keynsianismus-Verweigerer! Ein Etatismus-Negerant! Die Moderatorin blickt böse und schüttelt den Kopf, einen Seufzer habe ich (gerade) nicht gehört.