Vielleicht erinnern Sie sich an Pressestunden, in denen die Fragesteller mit den (meist grünen oder roten) Politikern mehr gekuschelt als scharf diskutiert haben. Es gab auch immer wieder Fernsehdiskussionen, in denen die Journalisten vom Wunsch beseelt waren, ihren politischen Gesprächspartner penetrant und oft schon unangenehm für den Zuseher zu den vom Journalisten erhofften Antworten zu drängen.
Verglichen mit dem üblichen Standard war man bei der sonntäglichen TV-Diskussion mit der neuen Gesundheitsministerin Sabine Oberhauser angenehm überrascht.
Die ORF-Lady Claudia Danhauser und Wolfgang Sablatnig von der Tiroler Tageszeitung fragten sachlich, höflich, aber nicht zahnlos. Und sie ließen kaum ein derzeit relevantes Thema aus. So auch die von den Neos jüngst aufgewärmte Freigabe von Cannabis. „Da fühle ich mich nicht nur als Gesundheitsministerin, sondern auch als Mutter von zwei Töchtern angesprochen“, meine Sabine Oberhauser. Cannabis sei aus ihrer Sicht eine Gefahr, meinte die Ministerin. „Jeder zweite Jugendliche gibt zu, schon einmal Cannabis konsumiert zu haben. Kann man dann wirklich sagen, man muss nicht alles legalisieren?“, fragte darauf Frau Danhauser. „Ja, kann man“, lautete die trockene Antwort der hochrangigen Gewerkschafterin, die auch andere Fragen offen beantwortete. Sie wird damit bei vielen ihrer SPÖ-Parteifreunde und den Grünen sicher empörte Ablehnung ausgelöst haben.
Diskutiert wurden auch Ebola, die (fehlende) Gerechtigkeit im Gesundheitssystem Österreichs, der Ärztemangel, die Frage von Schwangerschaftsabbrüchen in öffentlichen Krankenhäusern, die Arbeitszeiten der Ärzte, über Fortpflanzungsmedizin und nicht zuletzt über aktive Sterbehilfe. Sie lehne ein Gesetz, das aktive Sterbehilfe legalisiere, strikt ab, stellte die Ministerin klar.
Lediglich auf Fragen zum bevorstehenden Parteitag der SPÖ laberte sie in gewohnter Politikermanier herum. Die üblichen Phrasen dazu: „Arbeitsgruppen“, „Probleme sind da, um gelöst zu werden“ und „die Gewerkschaft setzt niemanden unter Druck“ sind wohl in so einer Pressestunde nicht zu vermeiden.
Man konnte als Zuhörer und Zuseher bei den Antworten der neuen Ministerin durchaus anderer Meinung sein, aber sie gab immerhin fast ausschließlich klare Antworten. Beispielsweise, dass sie für ein klares Rauchverbot eintritt. Ob sie damit durchkommt ist eine andere Frage, aber man weiß zumindest woran man ist.
Wohltuend fiel auf, dass keine freundlichen Schönfärberfragen gestellt wurden, sondern dass man brisante Themen offen aufgegriffen hat. Es ist nur zu hoffen, dass dieser neue Stil der Sachlichkeit ohne offensichtliche parteipolitische Bevorzugung im ORF Schule macht. Das könnte das eher bescheidene Interesse an der ORF-Pressestunden vielleicht ein wenig beleben.