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Werner Grotte (oe3 Fr, 17.10.2014, 16:00)
Peter & Peter

Zwischen bezahlter Werbung vor den Nachrichten läuft auf Ö3 derzeit auch eine – auf Anhieb nicht leicht als solche erkennbare - Eigenwerbung: In „Frühstück bei mir“ am Sonntag empfängt Barbara Stöckl von 9.00 bis 11.00 den angeblich „letzten Medien-Patriarchen Österreichs“, Wolfgang Fellner, derzeit Chef des bunten Boulevardblattes „Österreich“. Zum Glück leben nicht mehr viele echte Medien-Patriarchen wie Hans Dichand oder Kurt Falk, die dem wiedersprechen hätten können. Jene, die noch leben, wie Ex-Presse-Herausgeber Thomas Chorherr oder Ex-ORF-General „Tiger“ Gerd Bacher werden nobel schweigen.

Klar, Fellner ist eine schillernde Figur, die dem seinerzeit als unberechenbaren Querkopf geltenden Kurt Falk in vielerlei Hinsicht den Rang abgelaufen hat, wie viele seiner Ex-Mitarbeiter bestätigen. Immerhin hat Fellner etliche seiner früheren Babys wie den Rennbahn Express, Basta oder News verlassen oder ganz in den Sand gesetzt – und mit ihnen auch einen Großteil der dort tätigen Redaktionen. Rund um die Basta-Pleite gab es sogar einen Selbstmord eines Redakteurs. Sogar die Ö3-Ankündigung im Internet bezeichnet ihn als „einen, der wie kaum ein andere polarisiert“, und beschreibt seinen Führungsstil als „radikal“.

Was Fellner noch von anderen, wirklich großen Zeitungsmachern unterscheidet: Im Gegensatz zu etwa Falk oder Dichand hat er selten eigenes Geld riskiert oder eingebracht, sondern es stets verstanden, das Risiko Banken aufzubürden. So hing ja selbst das Schicksal der vielfach verschenkten Zeitung „Österreich“ mehrmals am finanziellen seidenen Faden. Fellner selbst erklärt im Ö3-Ankünder: „Mit Freundlichkeit allein kommst nicht weiter“.

Man darf gespannt sein, ob und wie Barbara Stöckl den schwierigen Spagat schafft, Fellner wirklich als das darzustellen, was er ist. Und vor allem auch als das, was er nicht ist.