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Werner Reichel (Ideologie: Fr, 13.08.2021, 12:31)
ÖVP-Kniefall und ORF-Haushaltsabgabe

Der Schriftsteller und Berufsbetroffene Doron Rabinovici sieht „die Zukunft des ORF düster“, schreibt derstandard.at. „Ich befürchte, die ÖVP wird die Umfärbung vorantreiben und den öffentlich-rechtlichen Charakter zurückdrängen. (…) Wir fordern die Grünen auf, dazu nicht einfach Ja und Amen zu sagen“, so Rabinovici zur Wahl des neuen ORF-Chefs.

Auch die anderen aus der Clique der schreibenden Links-„Intellektuellen“ meldeten sich kritisch und mahnend zu Wort: Elfriede Jelinek, Monika Helfer, Robert Menasse, Michael Köhlmeier und Robert Schindel. Huch, ein Nicht- bzw. Halblinker hat sich in unser Biotop, in die Kultur- und Medienbranche verirrt. "Lieber Werner Kogler! Unterwerfung ist hässlich!“, schreibt ein besorgter Linker. Der liebe Werner hat aus seiner Sicht eine ÖVP-Maus in die linke Speisekammer gelassen. Linke sind der Überzeugung, dass der öffentlich-rechtliche Speck nur für sie da ist.

So weit, so erwartbar. Ebenso wie die Giftpfeile der SPÖ, die von einer „Orbanisierung“ des ORF phantasiert. Die roten Sozialisten haben den Liebesentzug der ORFler noch immer nicht verkraftet. Am Küniglberg stehen die grünen Sozialisten aber weit höher im Kurs als die orientierungslosen Rendi-Roten. Insgesamt ist der Aufschrei der Linken innerhalb- und außerhalb der Rundfunkanstalt nach der Wahl des türkisen Weißmann, aber sehr dezent ausgefallen.

Es wurde noch keine Initiative zu Rettung des ORF gestartet, Dieter Bornemann, oberster Journalistenvertreter im ORF, hat noch keine alarmistische Presseaussendung über die APA verbreitet, Armin Wolf noch keine öffentliche Brandrede gegen Weißmann gehalten und der Falter noch immer keine Schmuddelgeschichte über ihn fabriziert. Was ist los?

Die Linke hat offenbar Beißhemmung. Das hat die ÖVP einzig und allein den Grünen zu verdanken. Wenn die Kogler-Truppe bei solchen politischen Weichenstellungen mitzieht, halten auch die Mainstreammedien und die andere linken Meinungs- und Krachmacher still. Die Grünen sind der Persilschein der ÖVP. Man stelle sich vor, Roland Weißmann wäre unter einer türkis-blauen Regierung zum ORF-Chef gewählt worden. Das Geschrei wäre bis nach Brüssel zu hören gewesen.

Doch der Preis, den die Türkisen dafür zu zahlen haben, ist hoch, viel zu hoch. Die Grünen werden nicht nur mit Direktorenposten und anderen Besetzungen an wichtigen Schaltstellen belohnt, Weißmann wird auch inhaltlich und im Programm viele Zugeständnisse machen müssen. Das sagen die Grünen auch mehr oder weniger offen. Mediensprecherin Eva Blimlinger: "Würden die grünen Vertreter bei der Wahl Weißmanns nicht mitgehen, wäre der Einfluss der ÖVP im ORF am Ende größer." Der gelernte Österreicher weiß diesen Satz richtig zu deuten.

Weißmann wird so viele Zugeständnisse an die Grünen machen müssen, dass man gleich hätte einen Linken auf seinen Platz setzen können. Und dieser Linkskurs kann von den Grünen und den Medien sogar als konservativer ÖVP-Kurs vermarktet werden.

Die ÖVP hat zwar ihren Mann auf die ORF-Brücke geholt, dort kann er aber nichts anderes tun, als das öffentlich-rechtliche Dampfschiff auf Linkskurs zu halten. Weshalb wir mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon bald mehr für unseren Linksfunk zahlen werden müssen. Weißmann spricht bereits von der sogenannten Streaminglücke, also von der künftigen Haushaltsabgabe. Die Umstellung von Gebühren auf Abgaben für alle Bürger hat 2013 in Deutschland für gewaltige Mehreinnahmen bei ARD und ZDF gesorgt.

Das ist auch das Ziel von Weißmann. Und man wird es ihm nicht verwehren, zumal die Grünen den ORF wie einen Bissen Brot brauchen. Ohne die breitflächige Dauerpropaganda des ORF wären die Grünen nur eine außerparlamentarische, linkslinke Freak-Partei. Und die Türkisen hoffen noch immer, den ORF umfärben zu können. Sie würden so gerne selbst auf der linken Medienorgel spielen.

Während ein paar Linksextreme und Linksintellektuelle den „türkis-autoritären“ Kurs der ORF öffentlich beklagen, dampft dieser mit noch mehr Kohle von den österreichischen Bürgern in Richtung neosozialistisches Utopia. Nicht die Grünen machen einen, wie es der Standard schreibt, Kniefall vor der ÖVP, es ist umgekehrt. Aber darüber beklagt sich niemand. Das ist man gewohnt.