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Werner Reichel (Formate: Do, 29.04.2021, 11:18)
Dok1: Settele und das Geld der anderen

Hanno Settele geht in seiner Doku-Reihe Dok1 diesmal der Frage nach, wer zu Pandemie-Zeiten wichtig, wer systemrelevant ist. Weil Settele – zum Leidwesen des Publikums – stets versucht, besonders originell und volksnah (was er mit paternalistisch verwechselt) zu sein, ist diese Dok1-Folge als gespieltes Making-Off gestaltet.

Settele wandert durch Wien. Er denkt darüber nach, wie er seine Sendung gestalten könnte. Dabei trifft er „zufällig“ abwechselnd auf einfache Bürger und Prominente. Mit ihnen unterhält er sich über seine geplante Dokumentation. Weil weder Settele noch seine Interviewpartner Schauspieler sind, wirkt die Doku wie die Aufführung einer Laientheatergruppe. Nur weniger unterhaltend.

Die Sendung beginnt mit einem Gespräch zwischen Settele und einer Kollegin in einem steckengebliebenen Lift. Die beiden unterhalten sich über Systemrelevanz. Während die beiden sich überlegen, wie man das Thema angehen könnte, sieht man im Vordergrund eine systemrelevante Aufzugsmonteurin (auch bei „Zufällen“ hält sich der ORF streng an die Frauenquote) den Lift reparieren. Wie originell.

Bei solch zündenden Ideen fragt man sich, warum Hollywood Settele nicht längst abgeworben hat. Danach trifft der brave ORF-Mann einen (österreichischen) Taxler, einen Postler, Toni Polster, einen Trafikanten, einen Augustin-Verkäufer, Alfons Haider und beim Würstelstand eine Ordensfrau, die ja bekanntlich gerne an Imbissbuden abhängen. Eine peinliche Inszenierung, doch darum geht es nicht. Settele kommt zu dem Schluss: Irgendwie sind eh alle wichtig, insbesondere die Ärzte, das Pflegepersonal, Polizisten etc. Ja, eh.

Sie alle sind für Settele systemrelevant. Auf eine Gruppe hat er aber komplett vergessen. Sie wird in der Sendung nicht einmal am Rande erwähnt. Was beim Mitarbeiter eines mit Zwangsgebühren finanzierten Staatssenders nicht weiter verwundert. Settele kommt nicht einmal auf die Idee, dass all seine systemrelevanten Gruppen und Personen das System nur deshalb erhalten (können), weil sie dafür bezahlt werden. Das ist für viele Linke, von denen der Großteil ja im staatlichen und staatsnahen Bereich arbeitet, schon einen Schritt zu weit gedacht.

Wer finanziert das System, wer bezahlt die Krankenschwestern, Lehrer und Polizisten? Es ist die immer weiter schrumpfende Schicht von Nettosteuerzahlern aus der Privatwirtschaft. Das sind jene Menschen, deren Steuern- und Abgabeleistungen nicht durch Steuern, Gebühren und Abgaben finanziert werden. Also keine ORF-Mitarbeiter, Beamte, Bedienstete etc. Sie finanzieren dieses System.

Sie kommen in Setteles Sendung und Betrachtungen nicht vor. Sie sind für Sozialisten so unwichtig (außer als Feindbild und Sündenbock), dass sie es nicht einmal ins Systemrelevanz-Ranking schaffen.

Systemrelevant sind für Settele und Genossen nur jene, die vom System leben, nicht jene, die es finanzieren. Das ist aus deren Sicht sogar irgendwie logisch. Er hat damit in seiner Doku unbeabsichtigt ein Kernproblem der Linken sehr schön aufgezeigt, das Margaret Thatcher in einem Satz zusammengefasst hat: „They (die Sozialisten) always run out of other people's money.“