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Werner Reichel (Öffentlich-rechtlich: Di, 30.03.2021, 10:50)
Lovemobil: Die inszenierte Realität der Linken

Ein kleiner Skandal erregt derzeit die deutsche Film- und TV-Branche. Ein neuer Fall „Relotius“, wenn auch nicht ganz so spektakulär. Es geht um eine TV-Doku. Sie heißt „Lovemobil“ und hat im Vorjahr mehrere Auszeichnungen bekommen. Unter anderem den Deutschen Dokumentarfilmpreis. Auch für den begehrten Grimme-Preis war der Film nominiert. Es geht um Prostituierte, die in Niedersachsen in Wohnmobilen am Straßenrand ihre Dienste anbieten.

Es ist kein Geheimnis, was die Zielgruppe solcher Filmdokus, die in der Regel von geförderten Programmkinos und öffentlich-rechtlichen TV-Sendern ausgestrahlt werden, erwartet. Die Abbildung ihres geistigen Schrebergartens und ihrer Vorurteile, damit sie sich in ihrem Links-sein bestätigt fühlen können.

Im Fall von „Lovemobil“ müssen es dementsprechend widerliche, schmierige, weiße Männer auf der einen, ausgebeutete, misshandelte, sympathische Migrantinnen auf der anderen Seite sein.

Und wenn man diese linken Klischees besonders drastisch und möglichst glaubwürdig in Szene setzt, winken viele Auszeichnungen, Preise und damit Folgeaufträge. Das hat sich wohl auch Filmemacherin Elke Margarete Lehrenkrauss gedacht.

Sie hat mit ihrer Doku, die unter anderem vom öffentlich-rechtlichen Norddeutschen Rundfunk (NDR) finanziert worden ist, geliefert, was sich der „aufgeschlossene“, „gesellschaftskritische“, und „progressive“ Linke von einem erbaulichen TV- oder Kinoabend erwartet: „Diese Bilder würden einem sofort die Tränen in die Augen treiben, wenn das damit umfangene Elend nicht so groß wäre. Die Männer behandeln die Frauen schlecht, aber es sind trotzdem zu wenige. Der Umsatz ist gering, aber was sollen sie sonst machen, als an der Straße darauf zu warten, dass einer der Arbeiter oder Angestellten von VW auf dem Heimweg bei ihnen anhält. Oder dass wieder eine von ihnen umgebracht wird.“ Schreibt die Süddeutsche Zeitung und bestätigt damit, dass Lehrenkrauss produziert hat, was das linke Publikum von einer Filmemacherin erwartet. Da ist er, der widerliche deutsche Arbeiter und die misshandelte Migrantin, die dem Gutmenschen, ob der Schlechtigkeit unserer Welt und der eigenen Gut- und Betroffenheit, „die Tränen in die Augen treiben“.

Die Sache hat nur einen Haken. Einen Tag nachdem die Süddeutsche diese berührende Film-Kritik veröffentlicht hat, flog auf, dass es sich bei „Lovemobil“ um keine Doku handelt, wie von NDR und der Filmemacherin behauptet worden ist. Lehrenkrauss hat die Szenen „nachgestellt oder inszeniert“ und die angeblichen Prostituierten waren Darstellerinnen.

Der NDR musste sich pflichtschuldig distanzieren. Aber ein echtes Schuldbewusstsein existiert weder beim NDR noch bei der aufgeflogenen Filmemacherin. Sie rechtfertigt sich damit, dass sie die Realität nicht verfälscht habe, was sie in ihrer „Doku“ zeige, sei eine „viel authentischere Realität“.

Das ist zwar dreist, Lehrenkrauss gibt damit aber nur wieder, was sich die meisten ihrer Kollegen denken, sie hat aus linker Perspektive sogar recht. Irgendwie. Lehrenkrauss hat eine Realität geschaffen, die Linke jeden Tag in Medien, Hörsälen, auf Bühnen, in Vorträgen, Schulen, und Nachrichtensendungen inszenieren.

Auch der berühmt-berüchtigte Claas Relotius hat das getan. Er hat es nur etwas übertrieben. Relotius hat für den Spiegel, die Süddeutsche und andere sogenannte Qualitätsblätter frei erfundene Reportagen geschrieben. Bei Relotius waren die Trump-Fans primitive Hinterwäldler, die Rechten totale Vollidioten und die Migranten Heilige aus dem Morgenland. Er hat kein Klischee ausgelassen, hat die Vorurteile und Phantasien der linken Kleinbildunsgbürger in seinen modernen Märchen wahr werden lassen. Dafür hat man ihn gefeiert und mit Preisen überhäuft. Die Rosamunde Pilcher der Gutmenschen.

Der Skandal bei Relotius oder Lehrenkrauss ist für die Linken weniger, dass sie die Realität ver- oder gefälscht haben – aus ihrer Sicht haben sie sie ohnehin nur optimiert bzw. authentischer gemacht –, sondern, dass sie sich dabei haben erwischen lassen, dass sie es übertrieben haben.

Es ist schließlich das täglich Brot eines jeden linken Haltungsjournalisten, den Menschen die Realität aus linker Perspektive zu vermitteln, ihnen ein vorgefertigtes Weltbild zu servieren, die Wirklichkeit in linken Schablonen und Denkmuster zu pressen. Die Mainstreammedien haben schon lange damit aufgehört, die Bürger mit halbwegs neutralen Informationen zu versorgen, zu berichten, was Sache ist.

Sie framen, selektieren, verdrehen, manipulieren, erziehen, vertuschen, übertreiben. Als Profis wissen sie aber, wie sie vorzugehen haben, in welchem Rahmen das zu geschehen hat, wie man einer Geschichte den richtigen Spin gibt, ohne tatsächlich zu lügen. Deshalb wird dieser kleine Skandal, der in der Branche wohl eher als Kavaliersdelikt gesehen wird, auch der Karriere von Lehrenkrauss nicht schaden. Schließlich hat sie geliefert wie bestellt. Und bei der nächsten Doku macht sie es geschickter.