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Werner Reichel (Ideologie: Mi, 02.09.2020, 11:39)
Wer im Glashaus sitzt

„Manipulierte Politikerbilder können Wahlverhalten beeinflussen“, berichtet die Wissenschaftsredaktion des ORF auf ihrer Seite science.orf.at moralisch angesäuert und empört: „Öffentliche Images schaffen und kontrollieren ist für Politiker und Politikerinnen heute sehr wichtig. Manche greifen dabei sogar zur Manipulation von Bildern, (…).“

Als Beispiel dafür wird, wie könnte es anders sein, Sebastian Kurz herangezogen. Die Geschichte ist bekannt: Ein ÖVP-Team hat ein Bild, das Kurz in einem Wirtshaus im Gespräch mit Vorarlbergs Landeshauptmann Markus Wallner zeigt, nachbearbeitet. Ein Foto, das an der Wand des Wirtshauses hängt und eine Asiatin mit einem Joint zeigt, wurde mit einer unverfänglichen Landschaftsaufnahme ausgetauscht. Linke und ORF versuchten damals daraus einen Skandal zu konstruieren.

Jedenfalls wird im ORF nun beklagt, dass Bildmanipulationen Wahlentscheidungen beeinflussen können, dass sich diese ethisch eher fragwürdige Methode“ für Politiker lohnen könne.

Wer wüsste das besser als der ORF, der seit Jahrzehnten mit der gezielten Auswahl von Politiker-Bildern versucht, die öffentliche Meinung und damit Wahlen in seinem Sinne zu beeinflussen. Konservative und rechte Politiker und Persönlichkeiten, also die Erzfeinde des ORF, werden in der Regel auf orf.at oder TV-Hintergrundbildern in Nachrichtensendungen mit sogenannten Meuchelfotos abgebildet.

Donald Trump wird gerne grimassierend und anderen unvorteilhaften oder bedrohlich wirkenden Posen gezeigt. Das gilt auch für Orbán oder FPÖ-Politiker. An solche Bilder zu kommen, ist einfach. Jeder Mensch verzieht irgendwann sein Gesicht, gähnt, kratzt, streckt sich etc. Dann heißt es: abdrücken. Auch die Bildagenturen wissen, was ihre linke Kundschaft wünscht.

Wikipedia zu dieser „ethisch eher fragwürdigen Methode“: „Das Meuchelfoto übt keine sachliche Kritik am fotografierten Objekt, weil es seine eigenen Entstehungsbedingungen ausblendet, sondern rechnet mit den instinktiven Reaktionen des Betrachters: Abneigung, Lachlust, Ekel u.a.“

Verwerflich sind für den ORF solche Methoden der Beeinflussung allerdings nur, wenn sie der politische Gegner anwendet. Offensichtlich glaubt man, ein Exklusivrecht darauf zu haben.