ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


Rubriken

Archiv

Jan Gössinger (Ideologie: Sa, 25.07.2020, 17:00)
Echte und vermeintliche Deppen

Unlängst in einem Schanigarten in Wien. Am Nachbartisch drei Damen und Herren. Alle Mitte dreißig. Mittelschicht. Das Gespräch dreht sich um Donald Trump. Sie sind sich einig, was für ein Depp der US-Präsident sei. Nach dem Motto: Bitte Frau Lehrer, ich weiß was, steuerten alle etwas bei, um sich gegenseitig zu bestätigen, wie unfassbar dumm, gefährlich und lächerlich Trump ist.

Jeder wollte den anderen mit einer noch kurioseren Geschichte über Trump übertrumpfen, auch wenn man dabei etwas zu dick auftrug. Fake News sozusagen. Aber gute, sprich linke, Fake News sind ja keine.

Brave, linientreue Bürger, die nachplappern, was ihnen Politik und Mainstreammedien täglich vorbeten. Und sie fühlen sich dabei auch noch undergroundig, mutig und pfiffig.  Bisher galt das Wetter als beliebtestes Gesprächsthema. Ein Psychologe erklärt warum: „Es ist ein sehr guter Einstieg, weil es ein unverfängliches, recht neutrales Thema ist. Damit verprelle ich niemanden. Übers Wetter zu reden sei viel sicherer als zum Beispiel über Politik, was viel mehr Konfliktpotenzial bietet.“

Das war einmal. Erstens gibt es jetzt Greta und den Klimawahn,  zweitens ist es viel unverfänglicher, über Donald Trump zu reden. Da ist die Gefahr, jemanden zu „verprellen“, praktisch null. Egal ob Linke, Rechte, Ökos, Veganer, Islamisten, Anti-Fa, Esoteriker, Verschwörungstheoretiker, Caritas-Linke, Intellektuelle und Friseure. Alle sind sich einig: Trump ist ein Trottel. Und sie fühlen sich dem angeblichen Deppen aus dem Weißen Haus moralisch und intellektuell überlegen, selbst wenn sie Probleme mit den Grundrechnungsarten haben.

Dass dem so ist, ist in Österreich vor allem das Verdienst des ORF. Seit Jahren stellt er Donald Trump so dar, wie ihn die Menschen im Schanigarten gezeichnet haben. Der ORF beliefert die linken Stammtische mit den richtigen Meinungen, Haltungen und Themen.

Auch wenn unter Trump die USA ihre Kriegstätigkeiten weitgehend  eingestellt haben, die USA bis zur Corona-Krise einen wirtschaftlichen Höhenflug hingelegt haben, der Präsident bisher alle aggressiven Angriffe und Kampagnen  der Linken bisher souverän überstanden hat, er kann nichts richtig machen, er ist eine Gefahr für die Welt. Egal, was er sagt, plant oder macht, für den ORF ist es  immer dumm, gefährlich und/oder böse. Weil er kein Linker und an der Macht ist. Wie Orban, wie Johnson, wie seinerzeit Kickl etc.

Der ORF schafft es nicht einmal in einer Kurzmeldung,  Informationen über Trump zu verbreiten, neutral zu berichten, ohne (Ab)Wertungen, Mutmaßungen, Behauptungen, Deutungen und Interpretationen. Achten sie einmal darauf. Was auch immer der ORF über Trump schreibt und sendet, es werden  immer Informationen und Meinung miteinander vermischt. Wobei der Meinungsanteil stets wesentlich größer als der Informationsgehalt ist. In jedem Satz. Zum Beispiel dieser hier. „US-Präsident Donald Trump bedauert seinen eigenen Worten zufolge manche seiner kontroversen Tweets und Retweets.“ Der ORF schreibt nicht Trump bedauert. Das kann und will der Linksfunk nicht. Deshalb steht da: „seinen eigenen Worten zufolge“. Damit will der ORF sagen: Trump tut nur so, der verstellt sich, er hat eine hinterlistigen Plan. Haben sie so einen Zusatz jemals bei einem linken Politiker gelesen?  Bei Obama, Van der Bellen, Anschober? Natürlich nicht. Die meinen immer, was sie sagen. Trump niemals.

Als Trump jetzt angekündigt hat, mehr Corona-Briefings abzuhalten, berichtet der ORF, dass er das nur mache, weil seine Umfragewerte fallen würden. Kann sein, kann auch nicht sein. Egal. Es ist jedenfalls nur eine Mutmaßung, eine Unterstellung, eine Behauptung,  auch wenn man sich dabei auf irgendwelche windige Experten oder Insider beruft.

Nein, der gemeine ORF-Redakteur  schafft es nicht, über Trump zu berichten, eine neutrale Meldung zu formulieren, ohne ihr ein negativen Spin zu geben. Das ist den ORFlern so in Fleisch und Blut übergegangenen, dass es ihnen vermutlich gar nicht mehr auffällt. Sie halten das vermutlich sogar für Journalismus, für Qualitätsjournalismus.  

Bei Trump-Vorgänger Obama war es  genau umgekehrt. Egal welche Plattheiten und welchen Schwachsinn der linke Polit-Messias   von sich gab, egal wie viele Tote seine Kriege forderten, egal welche fatalen politischen Fehlentscheidung er traf (man denke an seine dilettantische und israelfeindliche Nahost-Politik), er machte alles richtig.

Dass sich eine solche linke Meinungs- und Gesinnungsanstalt erdreistet, mit selbsternannten Fakten-Checkern und Fake-News-Vorwürfen als Wahrheitsverkünder und Hüter der politisch korrekten Moral aufzuspielen, passt gut ins Bild. Linke verwechseln ihre todbringende Ideologie gerne mit der Wahrheit. Eine dieser linken Wahrheiten ist, dass alle konservative Politiker Deppen sind. Vor allem, wenn sie erfolgreich sind.