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Werner Reichel (International: Mi, 05.02.2020, 09:56)
Trump frustriert den ORF

Seit Wochen berichtet Ö1 über das Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump. Selbstverständlich aus Sicht der Demokraten. Die wollten, wie es ein Verteidiger des US-Präsidenten richtig erkannt hat, Trumps Wahlsieg des Jahres 2016 rückgängig machen und eine Wiederwahl verhindern. Jetzt geht der Schauprozess zu Ende und Trump ist noch immer Präsident. Es kommt für Demokraten und Ö1 noch schlimmer: Er sitzt fester im Sattel denn je, hat die höchsten Zustimmungswerte seit seiner Amtseinführung.

Das muss man auch bei Ö1 zur Kenntnis nehmen. Auch wenn es weh tut. Ein hörbar frustrierter Ö1-Sprecher: „In den USA scheint derzeit alles für Präsident Trump zu laufen. Wirtschaftsdaten in Ordnung, Arbeitslosigkeit niedrig. Das Impeachment-Verfahren wird bald erledigt sein. Und die Demokraten geben derzeit die Chaostruppe. Donald Trumps breites Grinsen kann dieser Tage noch breiter sein. Und jedenfalls mit breiter Brust hat er seine Rede zur Lage der Nation gehalten.“ Ja, da schwingt Bitterkeit mit.

Dass die gute Wirtschaftslage etwas mit der Politik Trumps zu tun haben könnte, wird nicht erwähnt, ist für linke Staatsfunker auch völlig undenkbar. Schließlich ist alles, was Trump macht, schlecht, dumm und böse. Bei Obama war es umgekehrt. Losgelöst von Fakten und der Realität.

Trump hat in seiner Rede zur Lage der Nation mit keinem Wort das Amtsenthebungsverfahren angesprochen. Das hat seine Intimfeindin, die Sprecherin des Repräsentantenhauses Nancy Pelosi, dermaßen in Rage gebracht, dass sie hinter Trump und vor allen Kameras das Manuskript seiner Rede zerrissen hat. Das ist die politische Kultur der Demokraten.

So wie Pelosi dürften sich auch die Leute bei Ö1 fühlen. Dort denkt man sich wohl: Hätten die Amerikaner auch einen ORF und einen Falter, die USA wären ein glücklicheres Land. Aber bei den blöden Amis gibt es eben keinen aufgeblähten linken Gebührenfunk.

In seiner Analyse versucht der ORF-Korrespondent möglichst viele Haare in der Suppe zu finden, die guten Wirtschaftsdaten und Zustimmungswerte zu relativieren. Aber was nutzt das. Die Meinung über Trump scheint bei den Amerikanern einzementiert zu sein, klagt er. Subtext: Trotz aller Anstrengungen und Schmutzkübelkampagnen der Linken.

Offenbar um ein Ventil für diesen Frust zu schaffen, hat Ö1 im Abendjournal am Dienstag eine halbstündige Reportage aus den USA gesendet. Titel: „Die Alltagssorgen der Amerikaner“.

Es war eine antiamerikanische Suada, wie man sie seit Jahrzehnten von linken „Intellektuellen“ und Medien kennt. Die Bürger der USA würden darunter leiden, dass der Staat sich zu wenig um sie kümmere, sie in einer zu freien Gesellschaft, in einem kapitalistischen Ausbeutersystem leben müssten.

Schon in der Sendungsankündigung heißt es: „Vieles, was hierzulande vom Staat geregelt wird, ist in den USA Privatsache.“ Für die Mitarbeiter der staatlich geschützten Rundfunkwerkstätte eine Horrorvorstellung.

Das Skurrile, mittlerweile haben sich die Zeiten in Europa geändert, viele der ranzigen antiamerikanischen Ressentiments muten deshalb ziemlich seltsam an: Der Beitragsgestalter erregt sich etwa darüber, dass das amerikanische Schulsystem ungerecht sei. Die Qualität der Schulen hinge davon ab, „ob man in einer reichen oder armen Gegend lebt“. Weshalb die Eltern ihren Wohnort gut wählen bzw. ihre Kinder in Privatschulen stecken würden. Pardauz!

Inwieweit ist das in Österreich anders? Fragt man sich als Wiener und Vater. Welcher Autochthone schickt sein Kind in eine Neue Mittelschule in Favoriten? Natürlich wird auch, das ist schließlich ein antiamerikanischer Klassiker, das Gesundheitssystem kritisiert. Während ich mir die altbekannten Vorwürfe anhöre, muss ich daran denken, was mir unlängst ein betagter Verwandter erzählt hat. Er musste zehn Stunden lang in einer Wiener Spitalsambulanz auf eine Untersuchung warten.

Und auch die angebliche Diskriminierung der Afro-Amerikaner ist ein Thema. Eh klar. Wie das heute bei linken „Wahrheits“-Medien üblich ist, werden dabei Fakten aufgezählt, was man extra betont. Dabei wird erwähnt, dass 90 Prozent der Mordopfer in den USA Schwarze sind. Was man bei dieser Faktenaufzählung allerdings unter den Tisch fallen lässt, ist die nicht ganz unwichtige Zusatzinformation, dass rund 90 Prozent der Mörder von Schwarzen Schwarze sind.

Solange Trump Präsident ist, können die Linken und der ORF ihren Antiamerikanismus ungehemmt ausleben, auch wenn etwa die Arbeitslosigkeit bei Schwarzen unter Trump auf einen historischen Tiefstand gesunken ist. Wie auch immer. Trump kann es egal sein.