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Werner Reichel (Ideologie: Di, 04.02.2020, 09:17)
Kickl: 40 Körbe für den ORF

Linke Experten rund um den sozialistischen Parteihistoriker Oliver Rathkolb haben gestern den Historikerbericht der FPÖ „zerpflückt“. No na ned. Auch in der ZiB2 wird die Geschichte lang und breit abgehandelt. Trotz des niedrigen Nachrichten- und Neuigkeitswerts. Man nutzt eben jede Gelegenheit, um der FPÖ ans Bein zu pinkeln.

Der ORF kritisierte unter anderem, es habe nur eine Frau am Bericht mitgeschrieben. Skandal! Interessant war hingegen eine Bemerkung von Armin Wolf. Man habe Herbert Kickl eingeladen, dieser habe aber abgesagt. Es sei bereits die vierzigste Absage seit Anfang des vergangenen Jahres gewesen.

Zu diesem Umgang mit dem ORF kann man Kickl nur gratulieren. Er ist damit einer der wenigen innerhalb der FPÖ, der die richtigen Lehren aus der türkisblauen Regierungszeit und deren Sprengung gezogen und seine Kommunikationstrategie entsprechend adaptiert hat. Anbiedern an den linken Mainstream, an seine politischen Gegner, zu denen auch der ORF zählt, ist eindeutig die falsche Strategie.

Viele rechte und konservative Politiker machen es trotzdem, weil die Furcht zu groß ist, wenn sie nicht brav kooperieren, nicht gute Miene zum bösen ORF-Spiel machen, würden sie noch schlechter wegkommen. Eine unberechtigte Angst, noch unfairer, noch untergriffiger können FPÖ- und zum Teil auch ÖVP-Politiker ohnehin nicht mehr behandelt werden. Egal, wie sie sich gegenüber dem ORF verhalten, der ihnen grundsätzlich und aus weltanschaulichen Gründen feindlich gesinnt ist. Außerdem wünschen sich viele bürgerliche und rechte Politiker, vom linken Mainstream, von den Meinungs- und Haltungspromis anerkannt, akzeptiert und vielleicht sogar ein bisserl geliebt zu werden. Ein ebenso frommer wie dummer Wunsch.

Jeder Politiker sollte sich vielmehr fragen, welchen Nutzen habe ich vom ORF bzw. den linken Mainstreammedien, wie weit darf, soll oder muss ich mit ihnen kooperieren. Was bringen sie mir, für meine Bekanntheit, Beliebtheit, Karriere, wie sehr brauche ich sie, um meine Botschaften möglichst unverfälscht zu verbreiten.

Donald Trump macht es vor, er kommuniziert primär über Twitter. Auch Boris Johnson, der von den linken Medien gerne als Polit-Clown dargestellt wird, hat während des Wahlkampfs der BBC immer wieder einen Korb gegeben. Es hat ihm nicht geschadet. Im Gegenteil. Er hat, wie wir wissen, die Wahl überlegen gewonnen. Ein Boykott bestimmter Medien kann, wenn er gut kommuniziert und begründet wird, das eigene Image fördern und die Popularität steigern. Zumal der ORF ja ohnehin über Kickl berichten muss und will, ganz egal, wie er sich gegenüber dem Linksfunk verhält.

So ein Verhalten ist im Übrigen in keiner Weise demokratiepolitisch bedenklich, es gibt schließlich eine vielfältige Medienlandschaft. Kein Politiker ist verpflichtet, mit allen zu reden. Noch dazu, wenn er gute und nachvollziehbare Gründe hat, dies nicht zu tun. Das machen im Übrigen linke Politiker wie selbstverständlich mit sogenannten rechten Medien.

Es ist eine simple Kosten-Nutzen-Rechnung. Für beide Seiten. Welche Vorteile habe ich, mit einem bestimmtem Medium zu reden. Wie groß ist seine Reichweite, welche Zielgruppen spricht es an, brauche ich es, um meine Kernwähler zu erreichen, kann ich damit neuen Wählerschichten ansprechen, wie transportiert es meine Botschaften, wie fair werde ich behandelt etc.

So eine Kosten-Nutzen-Rechnung stellen Medien umgekehrt genauso an, um zu entscheiden, wen sie einladen, wen sie interviewen, über wen sie berichten. Die 40 Anfragen beweisen, der ORF braucht Kickl mehr als Kickl den ORF. Und wofür, braucht hier wohl nicht näher ausgeführt zu werden.

Kickls Umgang mit dem ORF sollte Vorbild für die ganze FPÖ sein. Sie hat vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk ohnehin nichts zu erwarten. Warum also sollte sie den ORF auch noch dabei unterstützen, die Partei medial abzuwatschen. Außerdem neigen Journalisten wie Politiker dazu, die Macht bestimmter Medien in Bezug auf die Beeinflussung der öffentlichen Meinung zu überschätzen. Selbst Politiker verwechseln immer noch öffentliche und veröffentlichte Meinung. Wie groß der Unterschied sein kann, haben unter anderem Donald Trump und Boris Johnson bewiesen.