ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


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Werner Reichel (Öffentlich-rechtlich: So, 29.09.2019, 16:39)
It’s the content, stupid!

ORF-Chef Alexander Wrabetz bastelt derzeit am sogenannten ORF-Player, einer Möchtegernmischung aus Austro-Netflix und YouTube. Finanziert mit den Geldern der Gebührenzahler. Mit dieser Digitalplattform will Wrabetz den ORF retten. Lineares Fernsehen und Radio verlieren dramatisch an Bedeutung, liegen vor allem bei den Jungen in den letzten Zügen.

Laut einer aktuellen Studie der Unternehmensberatung Roland Berger und der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster hat Netflix den großen deutschen TV-Anbietern bereits den Rang abgelaufen. Demnach entfällt nur noch etwa die Hälfte der Sehzeit (54 Prozent) der Zuschauer auf lineares Fernsehen. Netflix hat die großen deutschen TV-Anstalten überholt.

10,3 Prozent des Zeitbudgets für audiovisuelle Medien des deutschen Gesamtpublikums entfallen auf den US-Streaming-Dienst. Dahinter folgen RTL mit 10, ZDF mit 9,8, die ARD mit 8,8 und Amazon Prime mit 8,7 Prozent. Bei den jungen Zusehern hat lineares TV längst den Anschluss verloren. Nur noch 34 Prozent der Sehzeit entfällt bei ihnen auf klassisches TV. Das ist eine Momentaufnahme, die Nutzung audiovisueller Medien wird sich in den kommenden Jahren weiter massiv zuungunsten der TV-Anstalten verändern, zumal mit Apple, Disney und Warner weitere potente Streaminganbieter auf den europäischen Markt drängen.

Die ARD hat auf die Studie reagiert, wie sie immer reagiert, wenn die eigenen Ziele, Vorstellungen und Positionen nicht mit der Wirklichkeit kompatibel sind: mit Realitätsverweigerung. Man wirft der Studie handwerkliche Mängel vor. Dabei haben ARD und ZDF vor kurzem selbst eine ähnliche Studie veröffentlicht. Hier sind die Zahlen zwar nicht ganz so dramatisch, aber auch sie zeigten unmissverständlich, dass sich die Jungen vom linearen TV verabschiedet haben. Es ist eben einfacher den Kopf in den Sand zu stecken und Fake News zu kreischen, als sich der Realität zu stellen. Diejenigen, die im öffentlich-rechtlichen Rundfunk fette Gehälter beziehen, wollen das auch weiterhin tun, ohne sich groß anzustrengen und permanent auf die Veränderungen des Marktes reagieren zu müssen. Deshalb arbeiten sie auch in einer geschützten öffentlich-rechtlichen Rundfunkwerkstatt und nicht am freien Markt.

Alexander Wrabetz hat das Stadium der Realitätsverweigerung bereits überwunden, er will, so sagt er zumindest, mit seinem ORF-Player gegen Netflix, Amazon und Disney antreten. Dabei hat er gegenüber den privaten Streaminganbietern einen großen Vorteil: ORF-Gebühren muss man zahlen. Ob man will oder nicht. Und wenn in der nächsten Regierung Rote, Grüne oder Pinke sitzen, dann werden die Gebühren für den ORF noch reichlicher fließen. Man hat dem ORF schließlich viel zu verdanken. Trotzdem suhlt sich Wrabetz in der Opferrolle und wettert gegen die bösen ausländischen Konzerne. Der ORF hetzt zwar gerne gegen die Identitären, aber wenn es um das eigene Brieftaschl geht, mutiert der Linksfunk plötzlich zum Verteidiger der österreichischen Identität gegen die fiesen Medienmacher aus dem bösen Ausland.

Dabei ist der Niedergang des linearen Fernsehens und der Aufstieg der Streaming-Dienste, so wie auch das Zeitungssterben, nicht nur eine Folge des technischen Fortschritts, also des Mediums, sondern auch eine des Inhalts, des Contents. Neudeutsch formuliert. Hausbackene linke Propagandasendungen, deprimierende Austro-Krimis, sozialpornographische Zurschaustellung autochthoner Prolos, auf jugendlich getrimmte linke Volkspädagogik werden nicht attraktiver, nur weil man sie auf einen ORF-Player im Internet stellt.

Es gibt praktisch keine ORF-Produktion, die nicht mit erhobenem Zeigefinger, linken Botschaften und politisch korrekter Moralkeule daherkommt. Serien wie Breaking Bad sind deshalb erfolgreich, weil sie das – zumindest nicht in dieser Penetranz – nicht tun und qualitativ – vom Drehbuch, über Regie und Ausstattung, bis hin zu den Schauspielern – in einer völlig anderen Liga spielen.

Netflix oder Amazon sind unter anderem deshalb erfolgreich, weil sie hochwertige, handwerklich exzellent gemachte Serien für und nicht am Publikum vorbei produzieren. Davon ist der ORF mit seinen provinziellen, spießigen, linken Ramsch-Produktionen á la „Vier Frauen und ein Todesfall“ meilenweit entfernt. Mit halblustigen Kabarettisten, deren Repertoire sich auf die immer gleiche die FPÖ-ist-blöd-Pointe beschränkt, krampfigen, pseudojungen Talkformaten und linken Propagandanachrichten kann man auch einen ORF-Player nicht erfolgreich bespielen. Praktisch alle vom ORF neu erdachten Formate, die ORF1 bei den Jungen attraktiver machen sollen, sind grandios gefloppt. Das neue „Magazin 1“ sahen vergangenen Dienstag gerade einmal rund 50.000 Zuseher. Die groß angekündigte Show „Feuer und Flamme“, mit der der ORF Volksverbundenheit und Publikumsnähe zu simulieren versuchte, ging mit 227.000 Zusehern unter. Blöd, wenn man seine Vorurteile über den typischen Österreicher mit der Realität verwechselt.

Es ist eben nur bedingt eine Frage des Budgets, qualitativ hochwertige Sendungen, die beim Publikum ankommen, zu produzieren. Man kann ORF, ARD und ZDF mit Gebühren mästen bis sie platzen, sie werden deshalb kein attraktiveres Programm zustande bringen. Im Gegenteil. Ohne Konkurrenz und Druck gibt es keinerlei Anreiz für die Quasi-Beamten im ORF, sich anzustrengen, auf die Interessen der Österreicher einzugehen. Bevor der ORF seinen Player launcht, sollte er zuerst seine Hausaufgaben bei der Produktion von Content machen. Da hat er noch viel zu tun.

Unsere strammen Rundfunksozialsten sind aber weder willens noch in der Lage konkurrenzfähige und hochwertige Programminhalte zu produzieren. Der ORF-Player ist im Grunde nur ein weiterer Vorwand, um noch länger, noch höhere Gebühren von den Bürgern einkassieren zu können. Jedes zusätzliche ORF-Angebot ist ein weiterer Rechtfertigungsgrund für eine neue Gebührenerhöhung. Die nächste Regierung muss sich die Frage stellen, für wen der ORF da sein soll. Sollte die Antwort wider Erwarten lauten, für die Gebührenzahler, also die Bürger, wäre es das Sinnvollste, die Rundfunk-Gebühren drastisch zu kürzen.