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Kurt Ceipek (Ideologie: Di, 02.04.2019, 08:52)
Gnadenlose Gehirnwäsche auf allen Kanälen

Zur erfolgreich angewandten Gehirnwäsche gehört es, Phrasen so lange und oft zu wiederholen, bis man sie selber glaubt. Dann – so glauben die Hirnwäscher – glauben es auch die Opfer. Das praktiziert der ORF oft und gerne.

Aktuellstes Beispiel der letzten Tage ist die für den Oppositionsfunk offensichtlich besonders schmerzhafte Tatsache, dass die türkis-blaue Bundesregierung die angestrebte Erreichung eines Budgetüberschusses samt Reduktion des Schuldenberges nicht nur angekündigt, sondern auch recht bald erreicht hat.

Seit klar ist, dass 2018 ein Budgetüberschuss erreicht werden konnte (nach einem Defizit von 2,8 Milliarden im Jahr davor), versucht man im ORF, diesen Mega-Erfolg kleinzureden. Oft sucht man ziemlich krampfhaft nach Gelegenheiten dafür. Beispielsweise im montägigen Morgenjournal, das von vergleichsweise vielen Berufstätigen gehört wird, die gerade beim Frühstück oder im Auto auf dem Weg zur Arbeit sitzen.

Im Morgenjournal gab es einen Bericht über Umsatzsteuerbetrug in Österreich. Eingeleitet wurde der Beitrag von der Moderatorin Andrea Maiwald mit dem Satz: „Österreich hat doch noch im Vorjahr ein Nulldefizit und erstmals seit Jahrzehnten einen winzigen Überschuss erreicht, dank der guten Wirtschaftslage und der hohen Steuereinnahmen.“

Das hatte zwar mit dem Thema des folgenden Beitrages so gut wie nichts zu tun, aber die Botschaft, dass der Regierung dieser „winzige Überschuss“ von stolzen 426 Millionen Euro trotz deren Unfähigkeit in den Schoß gefallen ist, konnte man aber doch einflechten.

Im Mittagsjournal wurde die Tatsache gemeldet, dass Österreichs Verfassungsschützer und Terrorismusbekämpfer international „teilweise isoliert“ seien (was immer das heißen mag), wofür man im ORF und im Falter gerne Innenminister Herbert Kickl die Schuld zuschiebt. Auch ein Dauerbrenner, der uns dank ORF noch lange erhalten bleiben wird.

In einem Nebensatz wird erwähnt, dass irgendjemand der Zeitschrift Falter ein geheimes Dokument aus Finnland zugespielt hatte, die das prompt veröffentlicht hat. Dass das Ziel dabei war, dem Innenminister Schaden zuzufügen, liegt auf der Hand. Für den ORF keinerlei Grund, ein wenig Kritik an der linken Kampfpostille zu üben.

Dann durfte sofort der Liste-Jetzt-Gründer Peter Pilz ins ORF-Mikrofon ätzen, das sei ein schwerwiegender Vertrauensbruch gegenüber dem finnischen Geheimdienst gewesen. Die Schuld dafür gab Pilz natürlich nicht dem Falter, sondern dem Innenminister – wem sonst. Dass Kickl-Sympathisanten ausgerechnet den Falter mit einer solchen Information versorgt haben könnten, ist allerdings auszuschließen. Das interessierte die Nachrichtenmacher im ORF aber nicht weiter.

Dafür wurde im Abendjournal mit großen Wohlwollen der Auftakt der SPÖ zum EU-Parlaments-Wahlkampf berichtet und – wie in allen vorangegangenen Journalsendungen – berichtet, dass die Opposition mit der Sozialversicherungsreform unzufrieden ist. Diese Kritik fehlte auch in den TV-Nachrichtensendungen des Tages bis einschließlich der ZiB1 nicht.

Und in der ZiB2 wurde schon wieder Pilz vor die ORF-Kamera gebeten, um wieder einmal den Rücktritt des Innenministers zu fordern. Diesmal nicht wegen des Bundesamtes für Verfassungsschutz, sondern wegen des Attentäters von Christchurch in Neuseeland.

Und man darf sicher sein: morgen, in den nächsten Wochen und Monaten geht die Berichterstattung in der selben Tonart weiter. Wahrscheinlich wird die Gangart des ORF gegenüber Türkis und Blau verschärft, denn schließlich haben wir EU-Wahlkampf. Da darf der Oppositionsfunk seine grünen und roten Schützlinge nicht im Stich lassen.

Noch dazu, wo die Bundesregierung den ORF von rot-grün auf neutral und objektiv umfärben will. Dagegen sind alle noch so heimtückischen Tricks erlaubt.