ORF-Watch.at Die unabhängige Kontrolle des Gebührenmonopols


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Werner Reichel (Personal: Fr, 29.03.2019, 15:16)
Unsere Helden vom ORF

Wirklich zufrieden sind die linken Haltungs-Journalisten im ORF nur, wenn ein Genosse im Bundeskanzleramt sitzt. Sobald die Wähler – trotz gegenteiliger Anstrengungen des ORF – anders entscheiden, bricht Krisenstimmung am Küniglberg aus. Man trotzt, setzt sich öffentlichkeitswirksam für seine „Unabhängigkeit“ ein und warnt vor den katastrophalen Folgen, sollte dem ORF auch nur ein Cent weggenommen werden. Man kann gar nicht dick genug auftragen.

Ohne ORF wäre das arme kleine Österreich den fiesen internationalen Medienkonzernen, die wie Netflix für ihr Geld tatsächlich etwas bieten, rechten Populisten und schmuddeligen Boulevardmedien, die sogar die Herkunft eines Mörders oder Vergewaltigers bekannt geben, hilflos ausgeliefert. Der ORF, ein medialer Schutzwall gegen populistische, rechte, kapitalistische und andere dunkle Kräfte und Hetzer. Da sind die Gebühren doch wirklich gut angelegt.

Einer dieser Rundfunkapokalyptiker, der schon unter Kanzler Wolfgang Schüssel den Untergang gepredigt hat, ist Dieter Bornemann, Vorsitzender des ORF-Redakteursrates. In der Presse hat er jetzt einen Gastbeitrag zum Niedergang eines ORF-freien Abendlandes geschrieben. Titel: „Der ORF muss bluten“ Das sei, so Bornemann, der Kampfruf der FPÖ. Seltsam, wer „der ORF muss bluten“ mit Google sucht, findet außer Herrn Bornemann niemanden, der das gesagt hat.

Wie auch immer. Ein bisserl Dramatik gehört dazu, um seinen Anliegen Schmackes zu verleihen. Bornemann inszeniert sich kunstvoll als entschlossener und mutiger Widerstandskämpfer gegen die finsteren Kräfte, die ihn und uns bedrohen. Das können Linke bekanntlich gut, moralische Erpressung ist schließlich ihr Geschäftsmodell. Bornemann schreibt: „Wir ORF-Journalistinnen und -Journalisten wehren uns seit Jahren vehement gegen jede Form der politischen Einflussnahme auf unsere Arbeit.“ Danke, lieber Dieter. Danke, liebe ORF-Redakteure.

Wie das in der Praxis aussieht, illustriert eine ORF-Anekdote aus der Faymann-Ära. In der ZiB sollte ein für Faymann unangenehmer Beitrag über die Inseraten-Affäre gesendet werden. Die Presse schrieb darüber: „Die SPÖ habe hier ‚wieder einmal‘ Druck gemacht, den Bericht nicht zu bringen. SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Laura Rudas soll an diesem Tag bis zu zehn Mal in der Redaktion angerufen und interveniert haben.“

Der Beitrag wird nicht ausgestrahlt und durch eine unverfänglichere Moderation ersetzt. Als die Sache auffliegt, reagieren Dittlbacher und Bornemann so: „Von ‚Verschwörungstheorien‘ sprach ORF-Chefredakteur Fritz Dittlbacher (…). Er und Redakteurssprecher Dieter Bornemann dementieren, dass ein 55-Sekunden-Bildbeitrag aufgrund politischer Intervention zur 32-Sekunden-Moderation herabgestuft wurde: Der Beitrag sei nicht fertig gewesen, die Entscheidung aus rein journalistischen Gründen gefallen.“

Wie gesagt, wenn ein Roter an der Macht ist, hängt der ORF-Himmel voller Geigen. Da gibt es keine Interventionen. Sicher nicht. Aber jetzt haben in Österreich der böse Basti und der noch bösere H.C. das Sagen. Einen für die beiden Polit-Widerlinge unangenehmen Beitrag hat der ORF wohl noch nie aus dem Programm gekippt. Auch nicht aus „journalistischen Gründen“.

Jedenfalls will die FPÖ den ORF zerstören. Da ist sich Bornemann ganz sicher. Und er kennt auch den Grund: „Das ist nicht verwunderlich, hat doch die Partei den ORF zum Feindbild erklärt.“ Kleiner Einwurf, nur so ein Gedanke: Könnte es nicht umgekehrt sein? Könnte es sein, dass die FPÖ aus einem ganz bestimmten Grund ein etwas gespanntes Verhältnis zum ORF hat?

Seit der Autor dieser Zeilen sich mit dem ORF auseinandersetzt, also schon ziemlich lange, hat der ORF die FPÖ stets medial abgewatscht und unfair behandelt. Daran hat sich bis heute nichts geändert. Man erinnere sich, wie der ORF Wahlkampf für Van der Bellen und gegen Norbert Hofer betrieben hat. Anderes Beispiel: Kurz vor der letzten Tiroler Landtagswahl hat er ORF einen kreativ geschnittenen Beitrag ausgestrahlt, der den FPÖ-Spitzenkandidaten Markus Abwerzger wie einen Nazi dastehen ließ.

Diesmal waren es keine „journalistischen Gründe“, sondern „Zeitknappheit“ und „technische Probleme“, die man ins Treffen führte, als die Sache nach hinten los ging. Seltsam, dass sogenannte Fehler, Pannen und Missverständnisse, die im ORF halt so passieren, stets eine gewisse Tendenz haben, also bestimmten Parteien und Personen schaden und bestimmten Parteien und Personen nutzen.

Ja, der ORF behandelt die FPÖ stets fair. So fair, wie zum Beispiel die Grünen. Da muss wahrscheinlich sogar der Herr Redakteursratvorsitzende schmunzeln. So fair, dass ein gewisser Herr Moschitz seinerzeit extra zwei jugendliche Skinheads zu einer FPÖ-Wahlveranstaltung mit H.C. Strache in Wr. Neustadt für eine ORF-Reportage gekarrt hat, um gute Bilder zu bekommen. Zuvor durften sich die beiden rechtsextremen Burschen noch standesgemäß einkleiden.

Warum bloß hat die FPÖ den ORF zum Feindbild erklärt, fragen sich Bornemann und die Redakteursräte. Warum nur? Dass der ORF eine schwere linke Schlagseite hat, ist nun wirklich allen Österreichern bekannt. Die einen freut es, die andern weniger. Laut einer aktuellen OGM-Umfrage sind praktisch alle Grün-Wähler mit der ORF-Berichterstattung zufrieden, auch 86 Prozent der SPÖ-Wähler sind mit „ihrem“ ORF glücklich. Blöd, dass bei der vergangenen Nationalratswahl 60 Prozent der Österreicher türkis und blau gewählt haben. 87 Prozent dieser FPÖ-Wähler sind mit der ORF-Berichterstattung alles andere als zufrieden. Wie kann es sein, dass der ORF bei Links-Wählern so gut und bei konservativen und rechten Wählern so schlecht ankommt? Wo er doch so objektiv, unabhängig und ausgewogen ist? Ein Mysterium. Zumindest für den ORF. Könnte es gar eine einfache Antwort auf eine so hochkomplexe Frage geben?

Es liegt jedenfalls nicht am ORF und seinen Programmen, sondern vermutlich daran, dass FPÖ-Wähler einfach zu blöd und geistig dermaßen minderbemittelt sind, dass sie die anspruchsvolle ORF-Berichterstattung einfach nicht kapieren. Bornemann: „Denn Qualitätsjournalismus ist der größte Feind populistischer Politik. Weil komplexe Fragen und einfache Antworten einander meist ausschließen und guter Journalismus für Aufklärung sorgt.“

Vielleicht ist es auch hier genau umgekehrt: Vielleicht ist eine gute, an Freiheit, Demokratie und Selbstbestimmung der Bürger orientierte Politik der natürliche Gegner von zwangsgebührenfinanzierter linker Rundfunk-Propaganda? Und Qualitätsjournalismus klärt nicht nur über Sachverhalte auf, die den linken Journalisten genehm sind, sondern berichtet umfassend über alle Ereignisse, Geschehnisse und Hintergründe, auch wenn sich Entwicklungen, Zusammenhänge oder Täter-Opfer-Konstellationen nicht mit den Lehren von Karl Marx oder Joy Pamela in Einklang bringen lassen.

Wie es sich für einen braven Rundfunkgenossen gehört, warnt Bornemann vor einer privaten Medienlandschaft, wo die Menschen nur noch für jene Medien bezahlen, die sie tatsächlich konsumieren. Eine Horrorvorstellung für Linke, die es nicht gewohnt sind, Leistungen zu erbringen, für die andere Menschen freiwillig(!) Geld zahlen. Der ORF macht schließlich täglich Programm gegen rund 60 Prozent der Österreicher. Ohne Zwangsgebühren geht das freilich nicht. Auch andere Medien, vor allem im Printbereich, müssen gerade leidvoll erkennen, dass man nicht jahrelang seine Kunden ungestraft verarschen darf.

Zum Abschluss seiner Ausführungen behauptet Bornemann ernsthaft: Der ORF gehört allen. Wäre dem so, bräuchte er in der Presse nicht auf Mitleidstour zu gehen, dann hätte sich der ORF die laufende Diskussion vermutlich erspart. Und wären Bornemann Qualitätsjournalismus und öffentlich-rechtliche Inhalte tatsächlich ein Anliegen, dann könnten er und seine Genossen auch für ein bisserl weniger Geld, also für ein branchenübliches Gehalt arbeiten. Das wäre immer noch gut bezahlt.

Doch darüber will man gar nicht nachdenken, es ist viel einfacher und bequemer, sich als Opfer der bösen Rechten zu inszenieren. Das kann man besonders gut, das macht man beim ORF schließlich seit Jahren.