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Werner Reichel (Personal: So, 03.03.2019, 19:46)
ORF-Mitarbeiter: Bitte nur für linke Politiker werben

Der ORF hat entschieden: Nach der großen medialen Auf- und Erregung gibt es nun doch Grünes Licht für Vera Russwurm. Sie darf für die bundesweite Gesundheitsaktion "Mach den ersten Schritt" ihr Gesicht hergeben und trotzdem weiter für den ORF arbeiten. Wie großzügig. Russwurm muss allerdings strenge ORF-Auflagen erfüllen, schließlich wurde die Gesundheitsaktion von zwei FPÖ-geführten Ministerien ins Leben gerufen.

Sie darf keine „Beratungs- oder Mitwirkungsfunktion" übernehmen und darf nur „als Testimonial für die Themen Gesundheit und Ernährung" tätig sein. Vom Obersten ORF bis hinunter zum Rotfunk-Fußvolk werden jetzt alle Russwurms Aktivitäten als Gesundheitsbotschafterin genau beobachten und durchleuchten. Wehe, wenn sie sich einmal positiv zur Buhfrau der Linken, zu Beate Hartinger-Klein, äußert. Da kennt man keine Gnade.

Fitness und Gesundheit hin oder her, jeder ORFler, der den blauen Recken zu nahe kommt, steht sofort auf der ORF-Abschussliste. Bei den guten Parteien, also bei SPÖ, Grünen und Pilzen, ist das etwas anderes. Da kann das Verhältnis zwischen ORF-Mitarbeitern und Politkern gar nicht nah und innig genug sein. Arschkriechen inklusive. Ganz ohne Auflagen.

Als etwa ORF-Komiker Dirk Stermann im Nationalratswahlkampf 2017 seinem Duzfreund, dem glücklosen Christian Kern, unter die Arme griff und ihn im Karl-Renner-Institut unter dem Motto "Fenster auf und Luft herein 2.0" launig bis schleimig interviewte, war das für den ORF kein Problem. Stermann bekam ohne großen medialen Tamtam das Okay für seine Wahlkampfhilfe. Ein Freundschaftsdienst unter Genossen. Quasi.

Erst als der gemeinsame Wahlkampfauftritt über die roten Parteigrenzen hinweg bekannt wurde, er wurde live im Internet übertragen, und sich Kritik regte, sprach man im ORF wenig glaubhaft von einem Fehler. Der ORF-Mensch, der diesen Auftritt ruckzuck genehmigt hatte, wurde angeblich „ermahnt“. Für Stermann gab es selbstredend keine Konsequenzen. Außer vielleicht anerkennendes Schulterklopfen.

Dass Claudia Reiterer mit Lothar Lockl, Ex-Kommunikationschef der Grünen und Berater von Alexander Van der Bellen, liiert ist, war kein Hinderungsgrund, ihr den Moderatorenjob für die wichtigste TV-Polit-Diskussionssendung anzuvertrauen. Im Gegenteil. Da weiß der ORF, was er hat.

Es war für den ORF ebenfalls kein Problem, als Tarek Leitner, Urlaubs- und Partyfreund von Christan Kern, die Sommergespräche vor der Nationalratswahl mit den Spitzenkandidaten aller Parteien, darunter eben auch mit dem SPÖ-Chef, führte. Vom ORF hieß es lapidar, nachdem die ÖVP dieses Naheverhältnis kritisierte: Dass es keine Zweifel an der „journalistischen Integrität von Tarek Leitner“ gäbe. Punkt. Was viele nach den einseitig und parteiisch geführten Sommerinterviews zu Recht bezweifelten. Wurscht.

Es ist für den ORF kein Problem, wenn seine Mitarbeiter mit Politikern urlauben, ihnen beim Wahlkämpfen helfen, sie heiraten oder was auch immer. Es dürfen halt keine rechten oder konservativen Schmuddelkinder sein.