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njr (Fakten: Di, 11.12.2018, 11:30)
Wie man Opfer verhöhnt

Nachdem der ORF seinem Publikum noch vergangene Woche via Teletext weismachen wollte, dass es sich bei den jugendlichen Insassen vom „Stacheldraht-Lager“ in Drasenhofen um lediglich „angeblich“ straffällige unbegleitete minderjährige Flüchtlinge handeln würde, dürfte dem einen oder anderen Edel-Journalisten vom Küniglberg doch noch der Gedanke gekommen sein, diesbezüglich mal so eine Art Faktencheck zu machen, also tatsächlich zu recherchieren, was man ja bei den allerersten Sendungen betreffs dieses „Stacheldraht-Lagers“ noch sträflich vernachlässigt hatte, weil man eben eine Kampagne lostreten wollte. Mit dem gewohnt oberlehrerhaften Faktencheck, den man da vorige Woche zum Thema Drasenhofen in der Sendung ZIB2 sehen konnte, hat der neue und jetzt tatsächlich belastbare, weil halbwegs korrekte Fakten-Check natürlich nicht mehr viel gemein, deshalb versteckte man diesen gleich mal in einer Sendung namens „Thema“.

Dass just an jenem „Thema“-Montag ein weiterer unbegleiteter Schutzsuchender ein 16-jähriges Mädchen in deren Kinderzimmer in Steyr niedermetzelte, wollte und will man beim ORF nicht weiter öffentlich thematisieren. Da gibt es keine Faktenchecks und keine Empathie mit dem Opfer, mit der nun schwer traumatisierten Familie, mit Geschwistern und Mutter. So etwas interessiert die Thema-Redaktion nicht einmal am Rande. Denn wenn Österreicher Opfer von Schutzbedürftigen werden, dann findet das im Zwangsgebühren-Sender bloß als lästige Randnotiz Erwähnung, wird also erfahrungsgemäß und wie erwartet in einen Nachrichtenblock verschoben, nachdem man im Laufe des Tages tatsächlich ein paar Mal die Meldung von diesem unfassbaren Verbrechen brachte, abends diese aber schon bald erfolgreich beiseite schob.

Die Sendung mit der intensiven Pflege des speziellen Betroffenheits-Faktors hat nur eines auf der Agenda: ungezügelte Zuwanderung gutheißen und alle damit einhergehenden Problemfelder, Konflikte und Auffassungsunterschiede kleinreden und negieren. Erwartet hätte man sich etwa, dass der Moderator dieses Geschehen wenigstens in der Anmoderation auch thematisiert hätte, weil dieses schreckliche Verbrechen derzeit im ganzen Land Thema ist und die Bevölkerung intensiv beschäftigt.

Doch diese bestialische Bluttat wurde mit keinem Wort erwähnt, vielmehr verfuhr man in der montäglichen „Thema“-Sendung nach gewohntem Muster. Natürlich hat man sich das jetzt nicht so vorzustellen, dass alle Straftaten aller ehemaligen Insassen des Drasenhofener „Stacheldraht-Lagers“ penibel aufgelistet und „thematisiert“ werden, das würde ja das Format eines Faktenchecks sprengen. Nein, nein, exemplarisch wurden ein paar kleinere Vergehen angeführt wie etwa das einer Körperverletzung eines Polizisten, den Fingerbruch einer Krankenschwester und dann noch eine weitere Kleinigkeit, bei welcher ein Unbegleiteter einem Kontrahenten eine Glasflasche ins Gesicht beförderte und damit war es dann schon wieder gut. Im Ton stets verharmlosend, wurde dem Zuseher suggeriert, dass diese Vergehen ja eh alle vor Gericht behandelt worden sind und die „Jugendlichen“ sich auf dem Weg der Reue und Besserung befänden, was unisono alle Befragten, Betreuerinnen und Betreuer betonten.

Selbstverständlich wurden auch abenteuerliche Schutzbehauptungen aufgestellt, wie etwa diese, dass ein afghanischer Unbegleiteter, der in der der Nähe des Wiener Pratersterns in Besitz von Drogen aufgegriffen wurde, bloß jene Menge an Drogen mit sich führte, welche er zum Eigengebrauch benötigte, was sein gutmütiger „Betreuer“ allen Ernstes behauptete.

Nun also sind all jene Problem-Jugendlichen wieder in St.Gabriel untergebracht und werden in herzergreifender Manier vor die strenge „Thema“-Kamera geführt - teilweise sogar mit einer Asyl-Amme reiferen Jahrgangs händchenhaltend -, um dann die scheinbar sorgfältig einstudierten Floskeln von Entschuldigungen vom Stapel zu lassen.

Die verletzten Beamten etwa, die mit jenen Unbegleiteten in schmerzhafte Berührung gekommen waren, wurden leider, leider nicht vor die ORF-Kamera geholt. Wozu auch? Das hätte ja den Spin des kleinen aufklärerischen Filmchens über die supergut resozialisierten Unbegleiteten konterkariert.

Schließlich durfte auch Herr Schwertner, seines Zeichens Caritasdirektor, seine Sicht der Dinge breit und lange erklären, wobei er den bemerkenswerten Satz fallen ließ, dass man für jene leider, leider straffällig gewordenen Schutzbefohlenen „Begegnung schaffen muss“, was irgendwie wohl nichts anderes heißen mag, als dass diese auffällig Unauffälligen so bald wie irgend möglich wieder auf die Gesellschaft losgelassen werden sollen.

Begegnung schaffen, das hat der "mutmassliche"  Mörder von Steyr, der ein 16-jähriges Mädchen vom Leben zum Tod befördert hat, schon ganz verinnerlicht, quasi vorausschauend den warmherzigen Auftrag des Herrn Generaldirektors schon in die Tat umgesetzt. Da wurde Begegnung geschaffen zwischen einem unbegleiteten Schutzsuchenden und einem einheimischen, unschuldigen Mädchen, welches diese Begegnung leider nicht überlebt hat.